Betreff
Raumluft in der Wartburgschule Eisenach
Vorlage
0115-BR/2014
Art
Berichtsvorlage

Sachverhalt:

Im Ergebnis des am 12.09.14 eingegangenen Abschlussgutachtens des Labors Fischer zu den Belastungen der Raumluft mit Naphthalin sowie der Informationsveranstaltung am 15.09.14 in der Wartburgschule hat die Oberbürgermeisterin entschieden, dass das Schulgebäude der Wartburgschule übergangsweise nicht mehr für den Schulbetrieb genutzt wird. Es wurde angeordnet, den Schulbetrieb an anderen Schulstandorten sicherzustellen. Diese Entscheidung wurde im Einvernehmen mit anderen Behörden und Einrichtungen getroffen. Die Schulleitung war umfassend einbezogen.

 

Ausgangspunkt war die Information der Schulleitung, dass in zwei Räumen (Raum 3.05 und Raum 3.11) unangenehme Gerüche wahrgenommen werden. Daraufhin hat die Verwaltung Raumluftmessungen in den betroffenen Räumen  beauftragt. Die Messungen erfolgten von der Unfallkasse Thüringen am 20.02.14. Über das Ergebnis dieser ersten Messungen wurde die Verwaltung am 14.05.14 informiert. Die Messungen haben ergeben, dass im Raum 3.05. der  Naphthalin-Wert (Überschreitung Richtwert II) deutlich erhöht ist. Der betroffene Raum wurde sofort geschlossen. Der Raum 3.011 wurde als unbedenklich eingestuft.

 

Die Unfallkasse Thüringen benannte im Gutachten mögliche Ursachen der Belastung. Um eine gezielte Sanierung des belasteten Raumes veranlassen zu können, wurde das Labor Fischer aus Bad Berka beauftragt, die Ursachen für die Raumbelastung zu ermitteln. Hierzu fand am 22.05.14 eine Kernbohrung im Fußboden des Raumes 3.05 statt.

 

Im Zeitraum vom 07.07.14 bis 11.07.14 führten die Mitarbeiter des Labors Fischer weitere Luftmessungen in insgesamt 16 Räumen der Schule durch. Grund waren weitere Hinweise (im Juni 2014) zu geruchsauffälligen Räumen in der Wartburgschule. Mithilfe der Messungen sollten außerdem systematisch die möglichen Ursachen dafür eingegrenzt werden.

 

Am 06.08.14 erhielt die Stadtverwaltung Eisenach ein Zwischenbericht zu den durchgeführten Messungen. Aus diesem Zwischenbericht ging die Überschreitung des Richtwertes II für Naphthalin und Naphthalin-ähnliche Verbindungen in fünf Räumen hervor. Diese Räume wurden gemäß Empfehlung des Labors nach Information an die Schulleitung sofort geschlossen und weitere Kernbohrungen in diesen Räumen veranlasst. Weiterhin wurde im Zwischenbericht die Überschreitung des Richtwertes I für Naphthalin und Naphthalin-ähnliche Verbindungen in neun Räumen mitgeteilt. Gemäß den Empfehlungen des Labors wurden diese Räume sowie das gesamte Schulgebäude vermehrt gelüftet.

 

Um zeitnah zum Schuljahresbeginn über die Ergebnisse sowie das weitere Vorgehen beraten und entscheiden zu können, wurde mit dem Labor der 05.09.14 als Termin zur Vorlage des Abschlussgutachtens vereinbart. Dieses ging tatsächlich jedoch in einer Kurzversion (50 Seiten) erst am 12.09.14 (per E-Mail) um 08.46 Uhr und in der Abschlussfassung (100 Seiten) am 12.09.14 (per E-Mail) um 15:17 Uhr bei der Stadtverwaltung ein.  

 

Darin wurde die Verwaltung darüber informiert, dass in zehn Räumen der Naphthalin-Richtwert II überschritten ist. Es wurde empfohlen, diese Räume sofort zu schließen. In fünf weiteren Räumen wurde eine Richtwert-Überschreitung I festgestellt. In einem Raum (Klassenraum) wurden keine Überschreitungen der Richtwerte festgestellt. Im Ergebnis dieser Erkenntnisse hat die Oberbürgermeisterin für den darauf folgenden Montag, den 15.09.14, zu einer Beratung mit der Schulleitung eingeladen. In dieser Beratung wurde das Gutachten ausgewertet. Die von der Richtwert II – Überschreitung betroffenen Räume wurden sofort geschlossen. Die Schulleitung wurde gebeten, zu prüfen, ob unter der Voraussetzung der bisher geschlossenen Räume der Schulbetrieb noch aufrecht erhalten werden kann. Vorsorglich wurde die Schulverwaltung beauftragt, in enger Abstimmung mit der Schulleitung nach möglichen Ausweichmöglichkeiten zu suchen.

Am Abend des 15.09.14 informierte die Oberbürgermeisterin die Eltern in der Wartburgschule. Der zu diesem Zeitpunkt bekannte Sachstand wurde mitgeteilt und mit den Eltern diskutiert.

 

Im Ergebnis der Informationsveranstaltung hat die Oberbürgermeisterin entschieden, dass in allen Räumen der Schule Kernbohrungen stattfinden sollen. Nur so bekommt die Verwaltung Aufschluss darüber, in welchen Räumen die teerhaltige Schicht im Fußboden liegt. Damit war klar, dass der Schulbetrieb in der Wartburgschule nicht mehr gesichert werden kann. Es wurde veranlasst, den Umzug der Schule in geeignete Objekte so schnell wie möglich vorzubereiten. In der Übergangszeit wurde die Schulleitung gebeten, den Schulbetrieb so zu organisieren, dass sich die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer möglichst wenig im Schulgebäude aufhalten. Beim staatlichen Schulamt wurde eine Verkürzung der Unterrichtsstunden auf 30 Minuten beantragt, um mehr Zeit zum Lüften der Räume und zur Regeneration der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer zu ermöglichen. Diesem Antrag wurde durch das Staatliche Schulamt kurzfristig und unbürokratisch entsprochen.

 

Im Verlauf der folgenden Tage kristallisierte sich heraus, dass die ehemalige Schule am Petersberg grundsätzlich geeignet ist, zumindest einen Großteil der Klassen der Wartburgschule aufzunehmen. Ein Teil der Klassen soll in der Berufsschule im Palmental untergebracht werden.

 

Der  Umzug einer ganzen Schule bei gleichzeitiger Vorbereitung der Ausweichstandorte bedeutet, vor allem in Anbetracht der Dringlichkeit, eine enorme logistische Meisterleistung. Die Verwaltung ist derzeit beauftragt, mit oberster Priorität den Umzug zu gewährleisten. Der Umzug soll schnellstmöglich erfolgen und ist für die Woche ab dem 06.10.14 geplant.

 

Erst nach dem vollständigen Umzug wird damit begonnen, die Fußböden in den betroffenen Räumen auszutauschen. Die Oberbürgermeisterin hat entschieden, nicht nur die Fußböden in den Räumen mit einer Richtwert II – Überschreitung zu erneuern. Vielmehr sollen die Fußböden in allen Räumen (einschließlich Flur), bei denen eine Teertrennschicht im Fußboden festzustellen ist, grundlegend saniert werden. Hierzu sind weitere Kernbohrungen in allen Räumen der Schule beauftragt worden.

 

Offensichtliche Ursache der Naphthalin-Freisetzung ist eine im Fußboden eingebrachte Teerschicht, die beim Bau der Schule 1966 nach dem damaligen Stand der Technik eingebracht worden ist. Die Teerschicht sollte den Betonkörper des Gebäudes vom weiteren Fußbodenaufbau entkoppeln. Weshalb das Austreten von Naphthalin erst viele Jahrzehnte später festgestellt wurde, ist rückblickend nicht mehr abschließend aufzuklären. Wichtig ist vielmehr, dass unmittelbar zum Zeitpunkt der erlangten Erkenntnisse entschieden wurde, die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter den Belastungen auszusetzen und die Schule entsprechend zu sanieren.

 

Die Eltern der Wartburgschule wurden am 22.09.14 in einer weiteren Informationsveranstaltung der Verwaltung über den aktuellen Sachstand informiert. Zudem wird die Schulleitung kontinuierlich über den aktuellen Sachstand informiert. Den Schülerinnen und Schülern werden diese Informationen für die Eltern weitergegeben. Darüber hinaus erfolgen laufend öffentliche Informationen über die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung und die Homepage der Wartburgschule.

 

Das Gutachten zu den bisherigen Kernbohrungen ist öffentlich gemacht worden. Es kann im Internet auf der Seite der Stadt Eisenach und der Wartburgschule eingesehen werden. Darüber hinaus ist eine Einsichtnahme in der Umweltverwaltung der Stadt möglich, wo auch Erläuterungen zum besseren Verständnis gegeben werden.