Betreff
Anfrage der SPD-Stadtratsfraktion - Ungewisse Zukunft für die "Bühne Schlachthof Eisenach"
Vorlage
AF-0082/2015
Art
Anfrage

II. Fragestellung

 

1.      Wie bewertet die Oberbürgermeisterin die Auswirkungen der möglichen Schließung der „Bühne Schlachthof Eisenach“ aufgrund der Verbotsverfügung der Stadtverwaltung für discoähnliche Veranstaltungen, da ein rentierlicher Betrieb durch den Trägerverein offenbar nicht mehr gewährleistet erscheint?

2.      Welche Möglichkeiten der direkten oder indirekten Hilfen durch die Stadt Eisenach sieht die Oberbürgermeisterin, um gemeinsam mit dem Trägerverein das kulturelle Angebot der „Bühne Schlachthof Eisenach“ aufrecht erhalten zu können?

3.      Für welche vergleichbaren Einrichtungen bzw. Anbieter hat die Stadtverwaltung seit 1990 ähnliche Verbote bzw. eingeschränkte Betriebserlaubnisse verfügt (bitte nach Einrichtung/Anbieter, Jahreszahlen und Versagensgründen aufschlüsseln)?

4.      Durch welche konkreten Maßnahmen wird die Stadtverwaltung ein vielfältiges und altersgerechtes kulturelles Angebot für Jugendliche und Heranwachsende in der Stadt nachhaltig sichern, um so einen Beitrag zu leisten, junge Menschen in Eisenach zu halten bzw. nach Eisenach zu ziehen?


ich beantworte Ihre Anfrage wie folgt:

 

Zu 1.:

Es sollte alles im gegenseitigen Miteinander versucht werden, um eine Schließung der „Bühne Schlachthof Eisenach” zu vermeiden, da sich diese in den zurückliegenden Jahren als ein für die Stadt und Region wichtiges jugendkulturelles Zentrum etablieren konnte. Dies konnte nur deshalb gelingen, weil ein immens hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement geleistet wurde. Eine Schließung würde zu einem schwer ausgleichbaren Verlust innerhalb der städtischen Jugendkulturszene führen.

 

Zu 2.:

Seitens der Stadtverwaltung erscheint momentan vor allem eine indirekte Hilfe dadurch möglich, gemeinsam mit dem Trägerverein neben der Konzerttätigkeit nach neuen und anderen konzeptionellen Strukturen zu suchen und ergänzende (und damit finanziell abfedernde) Nutzungsvarianten durch mögliche inhaltliche Bündelungen zu diskutieren und letztendlich zu realisieren. Wie am Anfang des Projektes „Schlachthof” könnten wieder mehr sozialpädagogische o. ä. Veranstaltungsformen ins Auge gefasst werden. Diese Überlegungen (auch über eine Ansiedelung des TAM im Schlachthof sollte nachgedacht werden) könnten gleichzeitig zu neuen Förderquellen führen. Diese Grundsätzlichkeiten sollten in der nächsten Zeit (auch als Bestandteil der gegenwärtigen Erarbeitung eines weiterreichenden Kulturkonzepts der Stadt Eisenach) zu ämterübergreifenden Gesprächen (Kulturamt, Jugendamt, Sozialamt usw.) mit dem Trägerverein führen.

 

Zu 3.:

Grundsätzlich betrifft diese Frage insgesamt den übertragenen Wirkungskreis. Darüber hinaus ist eine Recherche bis 1990 mit einem unverhältnismäßigen Aufwand verbunden.

Aus der näheren Vergangenheit kann hier aber die zwischenzeitliche diskothekenartige Nutzung eines Objektes am Schiffsplatz benannt werden, welche ebenfalls auf Grund des Gebietscharakters unzulässig war und entsprechend seit 2006 von der Stadtverwaltung beschränkt wurde, was einen mehrjährigen Rechtsstreit nach sich zog. Dieser wurde erst durch die Nutzungsbeendigung/Änderung beendet.

 

Zu 4.:

Die folgenden Ausführungen geben eine Übersicht altersgerechter jugendkulturell orientierter Maßnahmen, welche die Stadt gemeinsam mit bewährten Partnern bereit hält:

 

- hauptamtlich betreute Jugendeinrichtungen

 

Die 4 durch die Stadt (anteilig) geförderten Jugendhäuser/zentren AWO- Jugendhaus „Eastend”, das Jugendzentrum „Nordlicht” (Diako Westthüringen gGmbH), das Kinder- und Jugendhaus des CVJM Eisenach e.V sowie die “Alte Posthalterei” und der Jugendklub „Westside” (Träger Stadtverwaltung), ermöglichen Rahmenbedingungen, Gestaltungs(frei)räume und Experemtierfelder genauso wie niederschwellige Angebote für erste Kontaktaufnahmen und tägliche Erlebnisse mit „Kultur”. So gibt es in jeder Einrichtung Möglichkeiten, sich an und Musik (begleitet) auszuprobieren. Die kulturelle Teilhabe ist in der offenen Arbeit der Jugendhäuser und Jugendclubs nicht nur pädagogisches Mittel zur Arbeit mit der/den das Haus nutzenden (Freizeit)-Gruppierung/en, beginnend mit dem Museumsbesuch als Gruppe bis zur Entwicklung und Inszenierung eines Theaterprojektes als Gruppenarbeit ermöglicht. Für Jugendliche und deren Entscheidung, ob Sie sich in ihrem Wohnort wohl fühlen ist besonders wichtig, was Sie in Ihrer und wie sie ihre Freizeit erleben können, oder einfach, was abends los ist. Dabei möchte ein großer Teil aktiver Gestalter dieser Lebenswelt sein, ob als DJ, Band oder Graffiti-Künstler. Jugendkulturelle Angebote, Projekte und Workshops, die über die Alltagsnutzung hinausgehen und „stadtweite” spezielle und zeitgemäße Interessen ansprechen sollen (w.z.Bsp. Musikworkshops, Hiphop- Projekte, DJing,) ermöglichen nicht nur eine Steigerung der Attraktivität und des Bekanntheitsgrades der Einrichtungen. Hier können junge Menschen die bestehenden Rahmenbedingungen wie Räume und Technik nutzen, Ihr Interesse unverbindlich in konkreten, jugendkulturellen Projekten erproben, erste Erfahrungen in der Produktion von Kunst erwerben, erste Auftrittsmöglichkeiten mit Unterstützung der Einrichtungen (und unter jugendschutzrechtlichen Aspekten) selbst organisieren.

 

-          kulturelle Angebote der Schulen

 

Zu den vielfältigen kulturellen Angeboten der Schulen, welche für den größten Teil der Heranwachsenden zur Verfügung stehen, ergänzen auch die durch die Stadt und den Freistaat geförderten Angebote der Schuljugendarbeit die Palette der ausserunterrichtlichen Angebote (Regelschulen und Gymnasien).

 

-          Themenbezogene  und spezielle Projekte und Maßnahmen (mit Unterstützung/Beteiligung der Stadt, nicht abschließend)

 

-          Zu den konkreten Maßnahmen gehören auch die das kulturelle Leben in der Stadt ergänzende und durch sie unterstützte Veranstaltungen wie der Kinder- und Familientag in den Vorjahren oder das durch junge Menschen maßgeblich ermöglichte und durch eine Vielzahl von Kooperationspartnern mitgestaltete „Hiphop meets Minnesang”. Allerdings sind solche Veranstaltungen anlassbezogen (Kindertag an einem Wochenende/ Feiertag) oder von der jeweiligen Entwicklung/ dem Engagement der ideengebenden und mitorganisierenden Initiativen junger Menschen abhängig.

-          Förderung des Stadtjugendringes Eisenach e.V. als (gegenwärtiger) Träger des Theaterpädagogischen Zentrums

-          Veranstaltungen im Rahmen des Bundes/Landesprogramms „Denk bunt” wie “Rock gegen Rechts” oder “Geh wählen”

-          Die überregional bedeutsame “Kinderkulturnacht”

-          Kinderzirkus Tasifan sowie Angebote im Rahmen der Bundesinitiative “Kultur macht Stark” mit verschiedensten Bündnispartnern (Schulen, VHS, Bibliothek, Kinderbeauftragte, Künstler- und Kulturschaffende)

-          Die Museumskinder des Thüringer Museums

-          Wartburg-Radio 96,5

 

Darüber hinaus bieten immer wieder einzelne Kulturinitiativen der Stadt (jüngstes Beispiel ist der Eisenacher Jazzclub mit seinem Jugendprojekt und dem lebendigen Zusammenwirken mit der Musikschule „Johann Sebastian Bach”) spezielle jugendorientierte Veranstaltungsformen an. Nicht zu vergessen sind diesbezüglich das Landestheater, das TAM und die Musikschule Alexander Blume.

 

Ein aus der Sicht der Stadtverwaltung wichtiges Problem konnte allerdings bisher noch nicht gelöst werden: Bereitstellung von preiswerten Proberäumen für die vielfältige jugendliche Bandszene des Stadtgebietes. U. E. wären auch dahingehend Möglichkeiten (bei vorab stattfindenden baulichen Voraussetzungen) zu prüfen.