Betreff
Anfrage der NPD-Stadtratsfraktion - Weiterer Strukturabbau bei der Sparkasse
Vorlage
AF-0167/2015
Art
Anfrage

II. Fragestellung

 

1.      Sind der Oberbürgermeisterin als Mitglied des Verwaltungsrates weitere aktuell und konkret geplante Maßnahmen seitens der Wartburg Sparkasse bekannt, die eine Anpassung an die im o.g. Artikel genannten Gründe (u.a. niedriges Zinsniveau) bedeuten? Wenn Ja, welche?

2.      Kann für das Geschäftsjahr 2016 ausgeschlossen werden, dass es zu weiteren Filialschließungen bzw. auch der Schließung von Selbstbedienungsstellen kommen wird?

3.      Gab es seitens der Oberbürgermeisterin im Hinblick auf die o.g. Berichterstattung Gespräche mit der Sparkassenleitung? Wenn Ja, wann und mit welchem Ergebnis? Wenn Nein, warum nicht?

4.      Wie beabsichtigt die Wartburg Sparkasse in Zukunft auf die anhaltend niedrigen Zinsen und das veränderte Kundenverhalten (Trend zum Internet) über die bereits erfolgten Maßnahmen hinaus zu reagieren?


ich beantworte Ihre Anfrage in Abstimmung mit dem Vorstand der Wartburg-Sparkasse wie folgt:

 

Zu 1.:

Die in der Thüringer Allgemeine berichteten Veränderungen betreffen nicht nur die Sparkassen, sondern alle Bankengruppen. Insbesondere sind auch die Deutsche Bank mit einem bedeutenden Personalabbau, die HypoVereinbank mit Schließungen von etwa der Hälfte aller Filialen sowie die Volksbanken betroffen.

 

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des veränderten Kundenverhaltens wie auch der Zinsentwicklung haben der Vorstand und der Verwaltungsrat der Wartburg-Sparkasse bereits im Jahr 2013 eine Umstrukturierung der Sparkasse inklusive einer Anpassung des Filialnetzes zum 1. Januar 2014 beschlossen und bereits erfolgreich umgesetzt. Die eingeleiteten Maßnahmen haben sich positiv auf die Geschäftsentwicklung der Wartburg- Sparkasse ausgewirkt.

 

Damit hat sich die Wartburg-Sparkasse als eine der ersten in Thüringen auf die sich bereits damals andeutenden Herausforderungen eingestellt und frühzeitig Anpassungen vorgenommen. Die in der Presse berichteten Maßnahmen in den anderen Kreditinstituten zeigen heute, dass die Wartburg-Sparkasse damit weitsichtig gehandelt hat.

 

Zu 2.:

Im Jahr 2016 werden keine erneuten Anpassungen in der Filialstruktur der Wartburg-Sparkasse vorgenommen. Dennoch unterliegt das Filialnetz einer fortlaufenden Betrachtung.

 

Zu 3.:

Mit dem Vorstand der Sparkasse finden regelmäßig Termine zur Lage der Branche und der Sparkasse statt. Diese Termine dienen dem Austausch über alle entscheidenden Themen der Sparkasse mit Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach als stellv. Verwaltungsratsvorsitzende steht somit in engem Austausch mit der Geschäftsleitung der Sparkasse. (siehe auch Antworten zur Frage 1 und Frage 2)

 

Zu 4.:

Eine fortlaufende Überprüfung des Geschäftsmodells und den aktuellen Bedingungen des Marktes zu begegnen sind unumgänglich.

 

Ein Blick allein auf die demografische Entwicklung zeigt bereits Handlungsbedarf auf. Die Einwohnerzahl ist in der Wartburgregion in den Jahren zwischen 2000 und 2010 um rund 8 % zurückgegangen und wird bis 2030 um weitere rund 19 % abnehmen. Insgesamt findet damit ein Bevölkerungsrückgang von ca. 48.000 Bürgern statt.

 

Außerdem steigt der Trend zur Online-Nutzung von Dienstleistungen kontinuierlich. Bereits heute werden rund 80 % des Zahlungsverkehrs elektronisch abgewickelt. 34 % der Privatkunden und 71 % der Firmenkunden führen ihre Girokonten inzwischen nahezu ausschließlich online.

 

Eine Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes verdeutlicht die Aussage: Während ein Kunde nur durchschnittlich einmal im Jahr seine Filiale aufsucht, nutzt er hingegen ca. 192 Mal die Sparkassen-App, ist ca. 108 Mal in der Online-Filiale aktiv und verfügt durchschnittlich etwa 24 Mal jährlich Bargeld am Geldautomaten.

 

Die Wartburg-Sparkasse reagiert auf diesen Trend und baut ihre Online-Angebote konsequent aus. Kunden können rund um die Uhr im Onlinebanking Aufträge erteilen oder Überweisungen vornehmen. Auch Kreditverträge können über das Internet abgeschlossen werden. Neu eingerichtet wurde ein so genannter Online-Chat, in dem die Kunden live und direkt kommunizieren können. Ein spezielles Beratungsangebot außerhalb der regulären Öffnungszeiten sowie die Möglichkeit, Beratung auch ganz bequem zu Hause in Anspruch zu nehmen, runden die Angebotspalette der Wartburg-Sparkasse ab. Ab Sommer nächsten Jahres geht die Internetfiliale 6.0 an den Start. Sie wird sich im Vergleich zum heutigen Online-Banking noch wesentlich nutzerfreundlicher zeigen.

 

Dennoch besteht bei den Sparkassenkunden weiterhin der Bedarf an einer persönlichen Beratung in der Filiale vor Ort. Die räumliche Nähe zum Kunden wird auch in Zukunft die Stärke der Sparkassen bleiben.

 

Die Geschäftsentwicklung zum Ultimo September 2015 zeigt ein leichtes Wachstum im Geschäftsvolumen um 1,2 % gegenüber dem Jahresende 2014. Dieses Wachstum resultiert erfreulicher Weise aus Zuwächsen in den Kundengeschäften. So sind die Kredite an Kunden um 7,2 % und die Einlagen von Kunden um 3,1 % angestiegen. Diese Entwicklung zeigt auf, dass die Wartburg-Sparkasse ein hohes Kundenvertrauen genießt.

 

Die Stärke der Wartburg-Sparkasse wird darüber hinaus durch das Siegel „Beste Privatkundenberatung“ unterstrichen. Aus dem jährlich stattfindenden regionalen Bankentest, dem sogenannten „CityContest Privatkundenberatung“, den FOCUS-MONEY und das Institut für Vermögensaufbau (IVA) AG in Eisenach durchgeführt haben, ist die Wartburg-Sparkasse zum vierten Mal als Sieger unter acht getesteten Banken hervorgegangen.

 

Die Wartburg-Sparkasse wird sich auch in den nächsten Jahren verstärkt mit ihrem Geschäftsmodell auseinandersetzen, um sich weiterhin frühzeitig auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfeldes auszurichten. Dies ist keine individuelle Fragestellung der Wartburg-Sparkasse, sondern der gesamten Bankenbranche.