Betreff
Bericht zum Integrationsmanagement für das Jahr 2017
Vorlage
1038-BR/2018
Art
Berichtsvorlage

Sachverhalt:

 

Träger:                                 TMASGFF (Verwaltungsbehörde: GFAW Thüringen) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds

Fachberatung:  IKPE – Institut für kommunale Planung und Entwicklung

Förderzeitraum:              01.11.2016 bis 31.12.2019

Förderhöhe:                     Personalausgaben 1 VbE zzgl. 15 % Sachausgaben

                                               80%  TMASGFF

20 % Eigenanteil Eisenach

 

Mit Beginn zum 01.11.2016 nahm die Integrationsmanagerin ihre Tätigkeit in der Stadtverwaltung Eisenach auf. Ziel des Integrationsmanagements in der Stadt Eisenach ist es, den Integrationsprozess zu steuern. Dabei sollen gemeinsame Standards für die Integration in der Stadt Eisenach entwickelt werden, Doppelstrukturen vermieden werden, fachamts- und ressourcenübergreifende Formen der Zusammenarbeit genutzt werden und Transparenz zwischen allen Akteuren hergestellt werden. Mithilfe von Datenanalysen sollen verlässliche Aussagen über die Zielgruppe erzielt werden. Es werden datenbasierte und strategische Argumente sowohl für fachliche als auch politische Entscheidungen geliefert.

In der Stadt Eisenach lebten zum 31.12. 2017 42.983 Menschen. Davon waren 3.442 Ausländer, 1.969 männliche Personen und 1.473 weibliche Personen. Die Anzahl von Asylbewerbern und Geflüchteten beträgt 910 Personen. Das Hauptherkunftsland war Syrien mit 730 Personen, gefolgt von Polen mit 382 Personen und dem Irak mit 266 Personen (Quelle: AZR). 38 % der ausländischen Mitbürger sind jünger als 25 Jahre. Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung liegt bei 8%.

Im Jahr 2017 war der Zuzug deutlich höher als der Wegzug. Insbesondere der Zuzug von anerkannten Flüchtlingen aus den umliegenden Gemeinden des Wartburgkreises aber auch aus anderen Teilen Thüringens ist hierfür ausschlaggebend. Nach wie vor ist der Familiennachzug statistisch nicht zu erfassen.

 

Im Jobcenter Eisenach waren zum 31.12.2017 3193  Personen arbeitssuchend gemeldet. Davon waren 583 Personen mit Fluchthintergrund. Hinzukommen 310 Kinder unter 15 Jahren. Der Anteil der Flüchtlinge an allen Arbeitssuchenden liegt bei 16 %. Damit liegt das Jobcenter Eisenach im thüringenweiten Vergleich hinter Jena und Gera auf Platz 3. Ziel des Jobcenters ist es, mit Hilfe von Integrationsfahrplänen nahtlose Übergänge vom Integrationskurs in Maßnahmen zur beruflichen Integration zu schaffen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf beruflicher Qualifizierung und Ausbildung, um langfristig prekäre Arbeitsverhältnisse zu vermeiden.

Aufgrund des stetigen Zuzuges ist eine zeitnahe Versorgung mit Wohnungen für 1 Personen- Haushalte langwierig geworden. Gleiches gilt für Wohnraum für 5 und mehr Personen. Alle Wohnungsgesellschaften verfügen über Wartelisten. Mit einer Entspannung des Wohnungsmarktes ist gegenwärtig nicht zu rechnen.

Bei zwei Wohngebieten zeichnet sich eine überdurchschnittliche Präsenz der ausländischen Bevölkerung ab. Eisenach-Nord, einem Stadtteil, der durch DDR-typische Plattenbauweise und sehr gute Infrastruktur gekennzeichnet ist und das Stadtzentrum von Eisenach. Bislang gibt es keine Hinweise auf Konflikte zwischen Deutschen und Neuzugewanderten in den Stadtteilen.

2017 wurde eine Gemeinschaftsunterkunft eröffnet, in der vorrangig alleinlebende männliche Asylbewerber untergebracht sind.

Die Versorgung mit Kindergartenplätzen und Schulen ist gewährleistet, wenn auch die Plätze nicht wohnortnah vergeben werden können.

Monatlich tagte die AG Integration, die zur Steuerung und Koordinierung der Aufgaben der Integrationsmanagerin fungiert. An der AG Integration nehmen die Ausländerbehörde, das Sozial- und Jugendamt, die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, das Jobcenter, die städtische Wohnungsgesellschaft und die Volkshochschule teil. Einmal im Quartal wird ein Vertreter der Polizei eingeladen, um einen Überblick über die Sicherheitslage in der Stadt zu geben.

Die Integrationsmanagerin leitet die Sitzung. Sie ist für die inhaltliche Vorbereitung und Durchführung verantwortlich. Sie überprüft, ob die getroffenen Vereinbarungen umgesetzt werden konnten. Ziel ist es, allen beteiligten Fachämtern einen gleichen Kenntnis- und Wissensstand zu ermöglichen, Tendenzen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen abzuleiten.

Das Netzwerk Integration wird federführend von der Migrationsberatung und dem Jugendmigrationsdienst initiiert. Hier sind neben der Asyl-und Flüchtlingsberatung alle Sprachkursträger, Jobcenter, Agentur für Arbeit, die Gleichstellungsbeauftragte vertreten, um über die aktuelle Situation zu sprechen, Termine für Sprachkurse abzustimmen. Im Netzwerk Integration wurde erstmalig die Interkulturelle Woche 2017 gemeinsam geplant.

Im Mai 2017 veröffentlichte die Integrationsmanagerin einen ersten Bericht über die Lebenssituation von Geflüchteten in der Stadt Eisenach. Ziel war es, einen ersten Eindruck mithilfe von Daten über die Situation der Geflüchteten unter Berücksichtigung der Lebenslagen zu erhalten. Hinzu wurden die Aufgaben der einzelnen Netzwerkpartner genau beschrieben. Das Zusammentragen der Daten erfolgte mit Unterstützung der Netzwerkpartner aus der AG Integration. Der Bericht wurde im Sozialausschuss vorgestellt.

Der Flüchtlingsbericht ist eine Grundlage für das zu erstellende Integrationskonzept.

Die Interkulturelle Woche erhielt 2017 die volle Aufmerksamkeit und sollte die Facetten von Integration in Eisenach sichtbar machen.

Gemeinsam mit den Sprachkurs- und Bildungsträgern, dem Jobcenter Eisenach, der Agentur für Arbeit Suhl, dem IQ-Netzwerk sowie der Freiwilligenagentur wurde anlässlich der Interkulturellen Woche 2017 ein gemeinsamer Tag mit dem Schwerpunkt „berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ durchgeführt. Alle Träger haben sich an dieser Veranstaltung beteiligt. Das zeigt, dass eine hohe Bereitschaft zur Kooperation und Vernetzung vorliegt.

Des Weiteren gab es ein Erntedankfest, welches von der Beauftragten für Migrationshintergrund und dem Ausländerbeirat organisiert wurde und bei dem alle Religionen vertreten waren.

Die Asyl- und Flüchtlingsberatung der Caritas organisierte einen Nachmittag zum Thema „Neue Nachbarn“. Hier sollten Geflüchtete mit Deutschen ins Gespräch kommen und über ihre Erfahrungen in der neuen Heimat sprechen. Die Veranstaltung war gut besucht.

Ein in Eisenach lebender syrischer Filmregisseur zeigte seinen ersten Film, den er in Eisenach gedreht hat. Der Kreissportbund veranstaltete ein Fußballturnier für Kinder.

Zum Abschluss gab es ein Begegnungsfest an einer Eisenacher Grundschule, die einen hohen Anteil von Kindern nichtdeutscher Herkunft aufweist. Hier wurden Geflüchtete aktiv in die Umsetzung einbezogen.

Aufgabe der Integrationsmanagerin war es, die gesamte Planung zu übernehmen, das Programm zu gestalten, Partner und Unterstützer zu gewinnen, Fördergelder zu akquirieren sowie die Öffentlichkeitsarbeit zu organisieren.

Zur Unterstützung der Beratungsstellen wurden mithilfe von öffentlich-geförderter Beschäftigung 4 Alltagsbegleiter eingestellt. Sie helfen bei der Orientierung im neuen Alltag, begleiten zu Behörden und Ärzten, helfen bei der Wohnungssuche usw. Sie unterstützen die Arbeit der Integrationsmanagerin, in dem sie aufgrund ihrer Kenntnisse der persönlichen Situation der Geflüchteten auf Probleme hinweisen können. Aufgabe der Integrationsmanagerin ist es anhand dieser Kenntnisse Abläufe und Absprachen zu konkretisieren.

Zum Team der Alltagsbegleiter gehört außerdem ein Syrer, der eine Zusatzausbildung zum psychosozialen Berater absolviert hat. Er bietet Einzelberatungen an, wird aber auch zu Sprachkursen eingeladen. Gemeinsam mit der Integrationsmanagerin hat er ein Angebot zum Training für Eltern angeboten. Dieses Angebot richtet sich in erster Linie an die Schulen. Für die Arbeit der Integrationsmanagerin ist der direkte Kontakt wichtig, um Tendenzen zu erkennen und frühzeitig gegen zu steuern.

Weiterhin hält die Integrationsmanagerin Vorträge, um auf die Situation der Geflüchteten und die Schwierigkeiten bei der Integration aufmerksam zu machen.

Die Integrationsmanagerin ist im ständigen Austausch mit den Mitarbeitern der Beratungsstellen der Asyl- und Flüchtlingsberatung der Caritas, dem Jugendmigrationsdienst  des Diakoniewerkes Gotha und der Migrationserstberatung der Diako Thüringen.

Die Integrationsmanagerin arbeitet eng mit der Freiwilligenagentur der Diako Thüringen zusammen. Gezielt werden Ehrenamtliche in die Flüchtlingshilfe vermittelt. Hierzu wird ein erstes Kennenlernen vereinbart, um die genauen Erwartungen auf beiden Seiten besser zu erfassen. Die ehrenamtlich Tätigen sind für die Integration der Geflüchteten ein wichtiger Bestandteil.

14 Vereine und Initiativen erhielten 2017 eine Förderung aus dem Engagementfonds „nebenan ankommen“ der Thüringer Ehrenamtsstiftung. Die Projekte wurden in Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur, der Migrationsbeauftragten, der Vertreterin der Ehrenamtsstiftung und dem Dezernenten gemeinsam ausgewählt. Die Integrationsmanagerin hält den Kontakt zu den Projekten, verfolgt die Umsetzung und berät zu weiterführenden Projekten.

Einmal pro Woche findet ein Treffen mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen im Nachbarschaftszentrum statt, an dem die Integrationsmanagerin teilnimmt. Hier werden gezielt Informationen an die Geflüchteten weitergegeben, gemeinsame Projekte und Veranstaltungen zur Integration geplant und organisiert. Themenspezifisch werden Referenten eingeladen. Ziel ist es, die Alltagskompetenz für die Geflüchteten zu erhöhen sowie die erlernten Sprachkenntnisse zu festigen und anzuwenden. Zudem wurden die Teilnehmer aktiv in die Vorbereitung und Organisation der Interkulturellen Woche 2017 eingebunden.

Geflüchtete sollen als Menschen wahrgenommen werden, die nicht ständig auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Sie wollen sich einbringen und wünschen sich mehr Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. Dies wird ein wesentlicher Baustein der weiteren Arbeit der Integrationsmanagerin sein, dafür zu sorgen, dass die soziale Integration gelingt und unterstützt wird.

Die Planungskoordinatorin hat 2017 einen Sozialmonitor erstellt. Alle verfügbaren Daten zum Thema  Migration wurden von ihr erfasst. Mit dem ersten Bericht zur Lebenssituation 2017 von geflüchteten Menschen in Eisenach der Integrationsmanagerin wurde eine Basis für Daten geschaffen. Im Hinblick auf die Fallzahlen im Jobcenter sind Strategien für die Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit dringend notwendig. Migration und Armutsprävention spielen vor diesem Hintergrund eine wichtige Rolle. Insbesondere gilt es, das Armutsrisiko von Migrantenkindern zu senken.

Die Bildungskoordinatorin hat den Überblick über alle Angebote und Maßnahmen, die zur Verbesserung der Bildungssituation beitragen. Einzelfälle können gezielt beraten werden. Zugleich findet eine Transparenz der Bildungsangebote statt. In der Zusammenarbeit zwischen  Integrationsmanagement und Bildungskoordination werden Bedarfe und erforderliche Maßnahmen mit weiteren relevanten Akteuren zielgerichteter abgestimmt.

Die Beauftragte für Menschen mit Migrationshintergrund der Stadt Eisenach führt diese Tätigkeit ehrenamtlich aus. Aufgabe der Integrationsmanagerin war es, regelmäßigen Kontakt zu halten, gemeinsame Projekte abzusprechen. An den beiden Sitzungen des Ausländerbeirates hat die Integrationsmanagerin teilgenommen und über ihre Arbeit berichtet.

 

Durch das Forschungsinstitut empirica wird im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ein Forschungsprojekt zum Thema „Integration von Zuwanderern- Herausforderungen für die Stadtentwicklung betreut. Eisenach ist eine der teilnehmenden Städte. Hierzu werden mittels  Fragebogen und Vor-Ort-Bereisungen die notwendigen Daten erhoben. Integration wird dadurch noch einmal in eine andere Dimension gesamtstädtisch getragen. Das Projekt wird in 2018 abgeschlossen.

Durch die Abteilung Stadtentwicklung der Stadtverwaltung wurde 2017 eine Wohnungsmarktanalyse in Auftrag gegeben. Hierzu wurde auch die Situation der Geflüchteten berücksichtigt. Die Integrationsmanagerin lieferte hierzu wichtige Informationen.

Gleiches gilt für die Fortschreibung eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Die einhergehenden Veränderungen  mit dem Zuzug von Geflüchteten sollen sich auch in diesem Konzept wiederspiegeln. Hierzu hat die Integrationsmanagerin Zuarbeiten geliefert.

 

Für das Projekt „Integrationsmanagement“ wurden im Jahr 2017 36.355,07 Euro an Fördermitteln gezahlt.