Betreff
Sachstandsbericht zum Citymanagement in Eisenach - Stand Januar 2021
Vorlage
0504-BR/2021
Art
Berichtsvorlage

Sachverhalt:

 

Am 04.04.2017 beschloss der Stadtrat der Stadt Eisenach die Oberbürgermeisterin zu beauftragen, die Notwendigkeit und die Möglichkeit der Einführung einer Stelle eines Stadtkoordinators (Citymanagers) ab 2018 zu prüfen und das Ergebnis bis zur Aufstellung der Haushaltssatzung 2018 dem Stadtrat vorzulegen (Beschluss-Nr. StR/0511/2017).

 

Seit dem ersten Sachstandsbericht vom Mai 2017 (0829-BR/2017) wurden die folgenden Schritte in Richtung einer Initiierung eines Citymanagements unternommen:

 

 

1) Erarbeitung eines Strategiepapiers „Citymanagement als Teil des Stadtmarketings in Eisenach“, Fertigstellung  2018, durch Mitarbeiterinnen der Abteilungen 61.3 und 61.1 (Schnittstelle Wirtschaftsförderung – Stadtplanung) - zur hausinternen Verwendung.

 

Das Strategiepapier grenzt das Citymanagement gegenüber anderen Teilaufgaben des Stadtmarketings in Eisenach ab und stellt den Bedarf dar: 

§  „Verwaltungsmarketing                              (verantwortlich: Stadt)

§  Standortmarketing                                        (verantwortlich: Wirtschaftsförderung)

§  Tourismusmarketing                                    (verantwortlich: EWT)

§  Citymanagement / Citymarketing           (fehlt: Kümmerer)“

 

Ferner benennt das Strategiepapier mögliche Ziele des Citymanagements: „Primäres Ziel ist die Stärkung der Innenstadt als multifunktionales Zentrum der Stadt. Darunter fallen insbesondere folgende Aspekte:

§  Attraktivitätssteigerung

§  Belebung der Innenstadt

§  Förderung der Kommunikation und Kooperation zwischen den Akteuren der Innenstadt

§  Steigerung der Verweildauer und der Kundenzufriedenheit (Einheimische und Gäste)

§  Imagepflege und -aufwertung der Innenstadt

§  Wahrnehmung der Innenstadt als kulturelles und funktionales Zentrum Eisenachs“

 

Im Strategiepapier werden weiterhin der denkbare strukturelle Aufbau eines Citymanagements, das Aufgabenspektrum des Citymanagements in Abhängigkeit von der inhaltlichen Schwerpunktsetzung, die notwendigen Ressourcen sowie die organisatorische Verankerung betrachtet.

 

Besonders beachtenswert hinsichtlich einer vertiefenden Auseinandersetzung mit der Frage, wie ein Citymanagement etabliert werden kann, sind laut Strategiepapier die drei folgenden Themen:

§  Sicherstellung der anfänglichen und der dauerhaften Finanzierung eines Citymanagements

§  Die Überfrachtung des Citymanagements mit einer Vielzahl an Aufgaben ist laut Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing e.V vielerorts ein regelmäßig auftretendes Problem. Notwendig ist es daher, ein geeignetes, begrenztes und klar umrissenes Aufgabenspektrum in Rückkopplung mit den vorhandenen personellen und sonstigen Ressourcen festzulegen und zu kommunizieren.

§  Auswahl der Art der organisatorischen Anbindung des Citymanagements (innerhalb der Stadtverwaltung, in einer eigens zum Zweck Citymanagement formierten Organisation oder verankert bei einem externen Partner)

 

 

2) Citymanagement-Vorstrukturierungsphase: organisatorische Anbindung

 

Aufgrund der von verschiedenen Seiten formulierten Prämisse, ein Citymanagement organisatorisch außerhalb der Stadtverwaltung aufzubauen, fand im 3.Quartal 2018 eine Interessenabfrage bei den städtischen Gesellschaften SWG, GIS Stedtfeld und EWT zur organisatorischen Anbindung eines Citymanagements im jeweiligen Hause statt (Variante Citymanagement verankert bei externem Partner).

Nach Auswertung der eingegangenen Antworten und einer Rückfragerunde im 1. Quartal 2019 schien eine vertiefende Prüfung gemeinsam mit der EWT aufgrund einer weitreichenden Aufgeschlossenheit dem Thema Citymanagement gegenüber und aufgrund der Summe erkennbarer organisatorischer Anknüpfungspunkte am vielversprechendsten.

 

 

3) Erarbeitung und Fertigstellung des Wirtschaftsförderungskonzept 2019

 

Die inhaltliche Weiterbearbeitung des Themas Citymanagement auf der Basis des Strategiepapiers und der Abfrage bei den städtischen Gesellschaften wurde zugunsten der beauftragten Erarbeitung des Wirtschaftsförderungskonzeptes zunächst zurückgestellt. Ziel war es, nach Fertigstellung des Wirtschaftsförderungskonzeptes mögliche Querschnittsaufgaben und Schnittstellen zwischen Wirtschaftsförderung und Citymanagement synergiefördernd nutzen zu können.

Das Wirtschaftsförderungskonzept, dessen Abschlussbericht im Dezember 2019 vorlag, setzte – abweichend von der ursprünglichen Zielstellung – keinen ergänzenden oder zu berücksichtigenden Input für ein Citymanagement in Eisenach.

 

 

4) Teilnahme der Stadt und des Gewerbevereins am 2015 initiierten IHK-Projekt „Innenstadt-Netzwerk – Innenstädte erfolgreich machen“ – Erfahrungsaustausch mit anderen Thüringer Mittelstädten

 

In der zweiten Phase des IHK-Netzwerks, welche mit einem Letter of Intent seitens der teilnehmenden Städte Mühlhausen, Sondershausen, Gotha und Eisenach im Februar 2019 eingeleitet wurde, wird das seit 2015 bestehende Coaching für die Städte sowie der gemeinsame Erfahrungsaustausch fortgeführt.

 

Als Quintessenz, als wesentliche Erkenntnisse für die Stadt Eisenach, sind in diesem Zusammenhang bisher festzuhalten:

 

§  Eisenach verfügt über gute Voraussetzungen für eine lebendige, funktionierende Innenstadt.

§  Es mangelt der Stadt an einem Innenstadt-Kümmerer.

§  Bei Etablierung des favorisierten extern bzw. partnerschaftlich organisierten Citymanagements ist innerhalb der Stadtverwaltung ein Ansprechpartner vonnöten - als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Kümmerer auf inhaltlich-organisatorischer Ebene (d.h. auch ein externes Citymanagement bindet innerhalb der Stadtverwaltung anteilig Personalressourcen).

 

 

5) Verankerung des Citymanagements als Zielstellung im ISEK 2030

 

Mit dem Stadtratsbeschluss zur 2. Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungs-konzepts (ISEK 2030) für Eisenach im Dezember 2019 wird für das Stadtumbaugebiet Innenstadt-Georgenvorstadt das City-Management als Entwicklungsmaßnahme und zugleich als Schlüsselprojekt festgehalten:

„Für die Eisenacher Einkaufsinnenstadt soll ein City-Management aufgebaut werden. Das City-Management soll vorrangig der Koordination und Vernetzung der verschiedenen Akteure (Händler, Gastronomie, Tourismus, Verwaltung, Kultureinrichtungen, etc.) dienen. Durch das City-Management können insbesondere Veranstaltungen und Events sowie Online-Aktivitäten der Eisenacher Händler organisiert und koordiniert werden. Mittels Schnittstelle zwischen Innenstadt-Management und Stadtgestaltung soll ein Mehrwert im Sinne einer attraktiven und lebendigen Innenstadt entstehen. (Weitere Empfehlungen zum City-Management siehe auch Kapitel 7.1 Einzelhandelsentwicklung)“ (siehe ISEK 2030, S. 266).

 

 

6) Fortführung der Citymanagement-Vorstrukturierungsphase: organisatorische Anbindung

 

Im Februar 2020 fand – im inhaltlichen Anschluss an 2) – ein Gespräch seitens des Amts für Stadtentwicklung mit der EWT statt. Aufgrund des zwischenzeitlich erfolgten Wechsels der Geschäftsführung war es entsprechend nicht möglich, die Klärung einer möglichen organisatorischen Anbindung eines Citymanagers in der EWT nahtlos fortzuführen. Stattdessen offenbarte sich die Notwendigkeit, weitere grundsätzliche Fragen zu erörtern und die Interessenbekundung sodann erneut einzuholen. 

Hierbei wurde deutlich, dass inhaltlich größere Lücken zwischen den Vorstellungen des Amts für Stadtentwicklung und der EWT bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung eines Citymanagements bestehen als aufgrund der ursprünglichen Interessenbekundung von 2019 zu erkennen war.

 

 

7) Klärung der inhaltlichen Ausrichtung des Citymanagements

 

Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der Vorstrukturierungsphase (siehe 6) wurde deutlich, dass zunächst eine verbindliche Klärung der konkreten Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte des Citymanagements erfolgen muss.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt ist zudem eine Verzahnung der Thematik mit derzeit laufenden Rückkreisung der Stadt Eisenach und der Verlagerung von Aufgaben bzw. Veränderung von Strukturen insbesondere in den Themenkreisen Stadtentwicklung, Wirtschaft und Tourismus geboten – ebenso wie ein inhaltliches Anknüpfen an das Einzelhandels- und Zentrenkonzept, welches derzeit für Eisenach erarbeitet wird.

 

Ein Aufgabenspektrum Citymanagement könnte aus Perspektive des Amts für Stadtentwicklung Folgendes umfassen:

 

a) Aufbau

§  Leitbild für Citymanagement erarbeiten

    • auf der Basis eines Citymanagement-Konzepts und des Strategiepapiers 2018
    • im Dialog mit Beirat und Arbeitskreis (siehe Strategiepapier 2018)
    • ggf. im Dialog mit IHK-Netzwerkinitiative Innenstadt (Coaching)

§  Organisationsstruktur aufbauen

 

b) Durchführung

§  Innenstadtnetzwerk aufbauen und pflegen

§  Vermittlung zwischen Innenstadt-Akteuren und Stadtverwaltung

§  Öffentlichkeitsarbeit (Werbung, PR – entsprechend des CM-Leitbildes, z.B. „Eisenach City“, „Kulturstadt Eisenach“, „Flaniermeile Eisenach“)

§  Coaching und Beratung („möglich machen“ und „Akteure befähigen“), ggf. auch aktivierende/aufsuchende Beratung, für Einzelhändler, Gastronomen, Eigentümer, Existenzgründer, weitere Innenstadtakteure

§  Vermittlung bei Ladenleerstand (Nachnutzung unterstützen, Zwischennutzung organisieren)

§  bei Bedarf: Marktforschung (z.B. Kundenbefragungen)

§  aktive Unterstützung von Projekten, Aktionen, Initiativen und Events der Innenstadtakteure – entsprechend des CM-Leitbildes (Imagekampagnen, Innenstadtgestaltung, Stadtmöblierung, Schaufenstergestaltung, Events, Märkte etc.)

 

Nach wie vor stehen weiterhin noch zentrale Fragen im Raum (siehe auch Punkte 1-6 und Strategiepapier), deren Beantwortung zum jetzigen Zeitpunkt nur im Kontext der Rückkreisung Eisenachs und der sich verändernden Strukturen sinnvoll erfolgen kann:

 

Organisatorische Anbindung/Verzahnung mit vorhandenen Strukturen

§  Federführung innerhalb der Stadtverwaltung klären

§  Federführung und Ablauf bei Ausschreibung, Vergabe, Beschlüssen etc. klären

§  Rechtsform (GmbH, Eigenbetrieb, e.V. etc.) und Organisationsstruktur, ggf. mit kooperativer Trägerschaft durch Stadt und Partner

§  Rollenzuordnung von Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Tourismusgesellschaft bei der Verzahnung von Stadtmarketing, Tourismusförderung und Citymanagement

 

In Verbindung mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept für Eisenach, dessen Fertigstellung voraussichtlich im 4. Quartal 2021 erfolgen wird, bietet sich über das Thema der Innenstadtentwicklung ein konzeptioneller Lückenschluss zum Citymanagement an:

 

Konzeptionelle Ebene

§  Masterplan Innenstadt: Beauftragung eines separaten Vertiefungsbausteins „Innenstadt“ im Anschluss an die Erarbeitung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts als konzeptionelle Grundlage für Leitziele und Maßnahmen zur Steuerung der Innenstadtentwicklung mit Handlungsempfehlungen für deren Management (entsprechend des Entwicklungsziels „City-Management“ im ISEK 2030)

§  sodann: Konzept für Citymanagement in Zusammenarbeit mit den bis dahin neu aufgestellten Strukturen der Wirtschaftsförderung abstimmen und erarbeiten