Sachverhalt:
Am 04.04.2017
beschloss der Stadtrat der Stadt Eisenach die Oberbürgermeisterin zu
beauftragen, die Notwendigkeit und die Möglichkeit der Einführung einer Stelle
eines Stadtkoordinators (Citymanagers) ab 2018 zu prüfen und das Ergebnis bis
zur Aufstellung der Haushaltssatzung 2018 dem Stadtrat vorzulegen
(Beschluss-Nr. StR/0511/2017).
Seit dem ersten
Sachstandsbericht vom Mai 2017 (0829-BR/2017) wurden die folgenden Schritte in
Richtung einer Initiierung eines Citymanagements unternommen:
1) Erarbeitung eines
Strategiepapiers „Citymanagement als Teil des Stadtmarketings in Eisenach“,
Fertigstellung 2018, durch
Mitarbeiterinnen der Abteilungen 61.3 und 61.1 (Schnittstelle
Wirtschaftsförderung – Stadtplanung) - zur hausinternen Verwendung.
Das Strategiepapier
grenzt das Citymanagement gegenüber anderen Teilaufgaben des Stadtmarketings in
Eisenach ab und stellt den Bedarf dar:
§
„Verwaltungsmarketing
(verantwortlich:
Stadt)
§
Standortmarketing
(verantwortlich:
Wirtschaftsförderung)
§
Tourismusmarketing
(verantwortlich:
EWT)
§
Citymanagement
/ Citymarketing (fehlt:
Kümmerer)“
Ferner benennt das
Strategiepapier mögliche Ziele des Citymanagements: „Primäres Ziel ist die
Stärkung der Innenstadt als multifunktionales Zentrum der Stadt. Darunter
fallen insbesondere folgende Aspekte:
§
Attraktivitätssteigerung
§
Belebung
der Innenstadt
§
Förderung
der Kommunikation und Kooperation zwischen den Akteuren der Innenstadt
§
Steigerung
der Verweildauer und der Kundenzufriedenheit (Einheimische und Gäste)
§
Imagepflege
und -aufwertung der Innenstadt
§
Wahrnehmung
der Innenstadt als kulturelles und funktionales Zentrum Eisenachs“
Im Strategiepapier
werden weiterhin der denkbare strukturelle Aufbau eines
Citymanagements, das Aufgabenspektrum des Citymanagements in Abhängigkeit von
der inhaltlichen Schwerpunktsetzung, die notwendigen Ressourcen sowie die
organisatorische Verankerung betrachtet.
Besonders
beachtenswert hinsichtlich einer vertiefenden Auseinandersetzung mit der Frage,
wie ein Citymanagement etabliert werden kann, sind laut Strategiepapier die
drei folgenden Themen:
§
Sicherstellung
der anfänglichen und der dauerhaften Finanzierung eines Citymanagements
§
Die
Überfrachtung des Citymanagements mit einer Vielzahl an Aufgaben ist laut
Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing e.V vielerorts ein regelmäßig
auftretendes Problem. Notwendig ist es daher, ein geeignetes, begrenztes und
klar umrissenes Aufgabenspektrum in Rückkopplung mit den vorhandenen
personellen und sonstigen Ressourcen festzulegen und zu kommunizieren.
§
Auswahl
der Art der organisatorischen Anbindung des Citymanagements (innerhalb der
Stadtverwaltung, in einer eigens zum Zweck Citymanagement formierten
Organisation oder verankert bei einem externen Partner)
2)
Citymanagement-Vorstrukturierungsphase: organisatorische Anbindung
Aufgrund der von
verschiedenen Seiten formulierten Prämisse, ein Citymanagement organisatorisch
außerhalb der Stadtverwaltung aufzubauen, fand im 3.Quartal 2018 eine
Interessenabfrage bei den städtischen Gesellschaften SWG, GIS Stedtfeld und EWT
zur organisatorischen Anbindung eines Citymanagements im jeweiligen Hause statt
(Variante Citymanagement verankert bei externem Partner).
Nach Auswertung der
eingegangenen Antworten und einer Rückfragerunde im 1. Quartal 2019 schien eine
vertiefende Prüfung gemeinsam mit der EWT aufgrund einer weitreichenden
Aufgeschlossenheit dem Thema Citymanagement gegenüber und aufgrund der Summe
erkennbarer organisatorischer Anknüpfungspunkte am vielversprechendsten.
3) Erarbeitung und
Fertigstellung des Wirtschaftsförderungskonzept 2019
Die inhaltliche
Weiterbearbeitung des Themas Citymanagement auf der Basis des Strategiepapiers
und der Abfrage bei den städtischen Gesellschaften wurde zugunsten der beauftragten
Erarbeitung des Wirtschaftsförderungskonzeptes zunächst zurückgestellt. Ziel
war es, nach Fertigstellung des Wirtschaftsförderungskonzeptes mögliche
Querschnittsaufgaben und Schnittstellen zwischen Wirtschaftsförderung und
Citymanagement synergiefördernd nutzen zu können.
Das
Wirtschaftsförderungskonzept, dessen Abschlussbericht im Dezember 2019 vorlag,
setzte – abweichend von der ursprünglichen Zielstellung – keinen ergänzenden
oder zu berücksichtigenden Input für ein Citymanagement in Eisenach.
4) Teilnahme der
Stadt und des Gewerbevereins am 2015 initiierten IHK-Projekt
„Innenstadt-Netzwerk – Innenstädte erfolgreich machen“ – Erfahrungsaustausch
mit anderen Thüringer Mittelstädten
In der zweiten Phase
des IHK-Netzwerks, welche mit einem Letter of Intent seitens der teilnehmenden
Städte Mühlhausen, Sondershausen, Gotha und Eisenach im Februar 2019
eingeleitet wurde, wird das seit 2015 bestehende Coaching für die Städte sowie
der gemeinsame Erfahrungsaustausch fortgeführt.
Als Quintessenz, als
wesentliche Erkenntnisse für die Stadt Eisenach, sind in diesem Zusammenhang
bisher festzuhalten:
§
Eisenach
verfügt über gute Voraussetzungen für eine lebendige, funktionierende
Innenstadt.
§
Es
mangelt der Stadt an einem Innenstadt-Kümmerer.
§
Bei
Etablierung des favorisierten extern bzw. partnerschaftlich organisierten
Citymanagements ist innerhalb der Stadtverwaltung ein Ansprechpartner vonnöten
- als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Kümmerer auf
inhaltlich-organisatorischer Ebene (d.h. auch ein externes Citymanagement
bindet innerhalb der Stadtverwaltung anteilig Personalressourcen).
5) Verankerung des
Citymanagements als Zielstellung im ISEK 2030
Mit dem
Stadtratsbeschluss zur 2. Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungs-konzepts
(ISEK 2030) für Eisenach im Dezember 2019 wird für das Stadtumbaugebiet
Innenstadt-Georgenvorstadt das City-Management als Entwicklungsmaßnahme und
zugleich als Schlüsselprojekt festgehalten:
„Für die Eisenacher
Einkaufsinnenstadt soll ein City-Management aufgebaut werden. Das
City-Management soll vorrangig der Koordination und Vernetzung der
verschiedenen Akteure (Händler, Gastronomie, Tourismus, Verwaltung,
Kultureinrichtungen, etc.) dienen. Durch das City-Management können
insbesondere Veranstaltungen und Events sowie Online-Aktivitäten der Eisenacher
Händler organisiert und koordiniert werden. Mittels Schnittstelle zwischen
Innenstadt-Management und Stadtgestaltung soll ein Mehrwert im Sinne einer
attraktiven und lebendigen Innenstadt entstehen. (Weitere Empfehlungen zum
City-Management siehe auch Kapitel 7.1 Einzelhandelsentwicklung)“ (siehe ISEK 2030, S. 266).
6) Fortführung der
Citymanagement-Vorstrukturierungsphase: organisatorische Anbindung
Im Februar 2020 fand
– im inhaltlichen Anschluss an 2) – ein Gespräch seitens des Amts für
Stadtentwicklung mit der EWT statt. Aufgrund des zwischenzeitlich erfolgten
Wechsels der Geschäftsführung war es entsprechend nicht möglich, die Klärung
einer möglichen organisatorischen Anbindung eines Citymanagers in der EWT
nahtlos fortzuführen. Stattdessen offenbarte sich die Notwendigkeit, weitere
grundsätzliche Fragen zu erörtern und die Interessenbekundung sodann erneut
einzuholen.
Hierbei wurde
deutlich, dass inhaltlich größere Lücken zwischen den Vorstellungen des Amts
für Stadtentwicklung und der EWT bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung eines
Citymanagements bestehen als aufgrund der ursprünglichen Interessenbekundung
von 2019 zu erkennen war.
7) Klärung der
inhaltlichen Ausrichtung des Citymanagements
Vor dem Hintergrund
der Erkenntnisse aus der Vorstrukturierungsphase (siehe 6) wurde deutlich, dass
zunächst eine verbindliche Klärung der konkreten Aufgaben und
Arbeitsschwerpunkte des Citymanagements erfolgen muss.
Zum jetzigen
Zeitpunkt ist zudem eine Verzahnung der Thematik mit derzeit laufenden
Rückkreisung der Stadt Eisenach und der Verlagerung von Aufgaben bzw.
Veränderung von Strukturen insbesondere in den Themenkreisen Stadtentwicklung,
Wirtschaft und Tourismus geboten – ebenso wie ein inhaltliches Anknüpfen an das
Einzelhandels- und Zentrenkonzept, welches derzeit für Eisenach erarbeitet
wird.
Ein Aufgabenspektrum
Citymanagement könnte aus Perspektive des Amts für Stadtentwicklung Folgendes
umfassen:
a) Aufbau
§
Leitbild
für Citymanagement erarbeiten
- auf der Basis eines
Citymanagement-Konzepts und des Strategiepapiers 2018
- im Dialog mit Beirat und Arbeitskreis
(siehe Strategiepapier 2018)
- ggf. im Dialog mit
IHK-Netzwerkinitiative Innenstadt (Coaching)
§
Organisationsstruktur
aufbauen
b) Durchführung
§
Innenstadtnetzwerk
aufbauen und pflegen
§
Vermittlung
zwischen Innenstadt-Akteuren und Stadtverwaltung
§
Öffentlichkeitsarbeit
(Werbung, PR – entsprechend des CM-Leitbildes, z.B. „Eisenach City“, „Kulturstadt
Eisenach“, „Flaniermeile Eisenach“)
§
Coaching
und Beratung („möglich machen“ und „Akteure befähigen“), ggf. auch
aktivierende/aufsuchende Beratung, für Einzelhändler, Gastronomen, Eigentümer,
Existenzgründer, weitere Innenstadtakteure
§
Vermittlung
bei Ladenleerstand (Nachnutzung unterstützen, Zwischennutzung organisieren)
§
bei
Bedarf: Marktforschung (z.B. Kundenbefragungen)
§
aktive
Unterstützung von Projekten, Aktionen, Initiativen und Events der
Innenstadtakteure – entsprechend des CM-Leitbildes (Imagekampagnen,
Innenstadtgestaltung, Stadtmöblierung, Schaufenstergestaltung, Events, Märkte
etc.)
Nach wie vor stehen
weiterhin noch zentrale Fragen im Raum (siehe auch Punkte 1-6 und
Strategiepapier), deren Beantwortung zum jetzigen Zeitpunkt nur im Kontext der
Rückkreisung Eisenachs und der sich verändernden Strukturen sinnvoll erfolgen
kann:
Organisatorische
Anbindung/Verzahnung mit vorhandenen Strukturen
§
Federführung
innerhalb der Stadtverwaltung klären
§
Federführung
und Ablauf bei Ausschreibung, Vergabe, Beschlüssen etc. klären
§
Rechtsform
(GmbH, Eigenbetrieb, e.V. etc.) und Organisationsstruktur, ggf. mit
kooperativer Trägerschaft durch Stadt und Partner
§
Rollenzuordnung
von Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Tourismusgesellschaft bei der
Verzahnung von Stadtmarketing, Tourismusförderung und Citymanagement
In Verbindung mit
dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept für Eisenach, dessen Fertigstellung
voraussichtlich im 4. Quartal 2021 erfolgen wird, bietet sich über das Thema
der Innenstadtentwicklung ein konzeptioneller Lückenschluss zum Citymanagement
an:
Konzeptionelle Ebene
§
Masterplan
Innenstadt: Beauftragung eines separaten Vertiefungsbausteins „Innenstadt“ im
Anschluss an die Erarbeitung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts als
konzeptionelle Grundlage für Leitziele und Maßnahmen zur Steuerung der
Innenstadtentwicklung mit Handlungsempfehlungen für deren Management
(entsprechend des Entwicklungsziels „City-Management“ im ISEK 2030)
§ sodann: Konzept für Citymanagement in Zusammenarbeit mit den bis dahin neu aufgestellten Strukturen der Wirtschaftsförderung abstimmen und erarbeiten