Betreff
Anfrage der CDU-Stadtratsfraktion - Stadtpark
Vorlage
AF-0222/2021
Art
Anfrage

II. Fragestellung

 

1.       Wie beurteilt die Stadtverwaltung den Zustand des Eisenacher Stadtparkes?

2.       Warum wurden – offenbar über mehrere Jahre – die erforderlichen pflegerischen Maßnahmen dort versäumt?

3.       Bis wann kann nach Ansicht der Stadtverwaltung das Areal in einen Zustand versetzt werden, der dem Kulturdenkmal Stadtpark wieder gerecht wird?

4.       Welche Hinderungsgründe sieht die Stadtverwaltung an einer entsprechenden Umsetzung?

5.       Wie bewertet die Stadtverwaltung einerseits die kulturhistorische Bedeutung des Stadtparkes für Eisenach und andererseits den Wert als Erholungsort für die Bürgerschaft aber auch für Touristen?

 


ich beantworte Ihre Anfrage wie folgt:

 

zu 1.

 

Der Pflegezustand des Stadtpark ist auch für die Stadtverwaltung zur Zeit unbefriedigend. Die Grünanlagen der Stadt sind in verschiedene Service Level 1 bis 5 eingeordnet. Der Stadtpark ist momentan im Service Level 4-5 eingestuft. Die Einstufung erfolgte im Zusammenhang mit den fehlenden Kapazitäten.

 

 

zu 2.

 

Die seit mehreren Jahren fehlende Pflege, zurückliegend bis in die Vorwendejahre, begründet sich auf die fehlenden Kapazitäten. Im Grünflächenpflegekonzept, erstellt von der Grün Raum GmbH (Agentur für Grünflächenmanagement), aus den Jahren 2019 und 2020 wurde festgestellt, das im Fachgebiet Grünflächen dauerhaft 7,5 Mitarbeiter fehlen, um die Pflege im Umfang der derzeitigen Service Level zu erfüllen.

 

 

 

zu 3.

 

Eine konkrete zeitliche Festlegung ist aus o.g. Gründen nicht möglich.

 

zu 4.

 

Bedingt durch die großen Schäden an den Wegen und Wiesenflächen und dem dort befindlichen hohen Schwarzwildbestand ist eine Pflege auch auf dem jetzigen niedrigen Niveau nur sehr bedingt möglich. Um überhaupt wieder eine nachhaltige Pflege ermöglichen zu können, wäre als erste Maßnahme eine wildscheinsichere Einzäunung zum angrenzenden Wald notwendig.

 

zu 5.

 

Der Stadtpark (Goldberg, früher Galgberg) befindet sich durch einen viele Jahrzehnte andauernden Pflegenotstand in einem starken überformten und von Sukzession geprägten Zustand. Gestaltungsdetails sind lange verfallen oder wurden schon bald nach der von Petzold 1841- 1844 angelegten Parkgestaltung  - etwa nach dem ersten Weltkrieg - entgegen ihres Denkmalwertes in Stand gesetzt. Insbesondere vor dem Hintergrund des Denkmalschutzes bietet sich hier eine außerordentlich schwierige Konstellation, zumal trotz einigen verbliebenen Denkmalwertes die Übergänge in die offene Landschaft fließender und die Artenmischung der Gehölze durch Wildwuchs virtuoser wurden. Mangels kontinuierlichen Landschaftsgartenbaus und durch diverse unfachmännische Eingriffe stellt sich der Stadtpark heute überwiegend als Hybridform zwischen Landschaftspark und Waldgelände dar. Weder durch die 2001 von der Stadt Eisenach erstellte Parkpflegekonzeption noch durch die Denkmalausweisung von 2011 konnte nachdrückliche Verbesserung erreicht werden.

 

Der Denkmalschutz selbst macht eine Ertüchtigung nach „normalen“ Maßstäben schwierig und die mit einer denkmalgerechten Überarbeitung des Parks einhergehenden Eingriffe würden nach den Aspekten von Nachhaltigkeit oder Klimaanpassung sicher auf manches Unverständnis treffen. Der zwischenzeitlich angewachsene Schwarzwildbestand macht zudem den Erhalt des Parks zunehmend schwerer bis nahezu unmöglich.

 

Weiterhin ist zu erwähnen, dass der Stadtpark neben seiner kulturhistorischen und stadtentwicklungsgeschichtlichen Bedeutung auch eine hohe Bedeutung für die Naherholung der Stadtbürger selbst und einen Erlebniswert für Touristen und Besucher der Stadt hat, weil er nicht nur landschaftlich prominent angelegt ist, sondern auch diverse Blickbeziehungen ins Stadt- und Landschaftsbild bietet. Hier wiederum ist einschränkend festzuhalten, dass der Stadtpark in Anbetracht der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung gerade unter den Maßgaben von Barriere-Armut die heutigen Anforderungen an eine zeitgemäße Parkanlage auch unter größten gartenarchitektonischen Anstrengungen nicht wird erfüllen können, sondern wegen seiner topographischen Situation (z. T. steile Hanglage) für eher anspruchsvolle Freizeitaktivitäten geeigneter scheint.  Insoweit muss eine Sanierung mit Augenmaß und Ausgewogenheit die Belange von Denkmalschutz, Stadtbildpflege, Zeitgeist, Landschaftsbau, Nachhaltigkeit, Daseinsfürsorge, Investpriorisierung und Haushaltslage gleichermaßen berücksichtigen – ein wirklich komplexes Unterfangen.