Betreff
Anfrage der FDP-Stadtratsfraktion - Kostensteigerung Fernwärme
Vorlage
AF-0246/2022
Art
Anfrage

II. Fragestellung

 

1.       Welche Ursachen für diese Kostensteigerung können seitens der Oberbürgermeisterin als Mitglied der Gesellschafterversammlung genannt werden?

2.       Welche Positionen der vor der Kostensteigerung zugrunde gelegten Kalkulation begründen diese Steigerung der Kosten?


ich beantworte Ihre Anfrage wie folgt:

 

zu 1.

 

In Eisenach gibt es in der Fernwärmeversorgung die Besonderheit des Auseinanderfallens des Wärmeerzeugers und des Wärmelieferanten (evb). Die Fernwärme wird nicht durch die evb selbst erzeugt. Die evb nimmt die erzeugte Fernwärme von dem Wärmeerzeuger ab und verkauft diese über das Fernwärmenetz in Eisenach an Endkunden ab. Fernwärme wird in Eisenach ausschließlich aus Erdgas erzeugt, dessen Beschaffung allein beim Wärmeerzeuger liegt. Mit dem Wärmeerzeuger ist die Beschaffung des Erdgases am (kurzfristigen) Spotmarkt für Erdgas vertraglich vereinbart. Diese Beschaffungsstrategie hat in der Vergangenheit aufgrund des deutlich niedrigeren Preisniveaus im Vergleich zum Terminmarkt, an dem Erdgas langfristig im Voraus beschafft werden kann, bis August 2021 zu einem erheblichen Preisvorteil geführt.

 

Im Zuge der weltweiten konjunkturellen Erholung der Wirtschaft war ab Sommer 2021 ein Anstieg aller Erdgasbörsenpreise zu beobachten, welcher sich bis Ende des Jahres 2021 weiter auf ein noch nie erreichtes Höchstniveau entwickelte. Aufgrund der vertraglichen Bindung der Fernwärmepreise an den kurzfristigen Erdgasbörsenpreis stiegen die Fernwärmepreise in Eisenach ebenso deutlich und eben kurzfristig an.

 

Vor diesem Hintergrund erklären sich auch die unterschiedlichen Preise für Fernwärme der Versorgungsunternehmen in den einzelnen Städten. Es gibt Versorgungsunternehmen, die die Wärme eigenständig ohne Vorlieferanten erzeugen und hierbei eine andere (langfristige) Einkaufsstrategie des Erdgases zur Fernwärmeerzeugung verfolgt haben, anders als zwischen der evb und dem Wärmeerzeuger und schlussendlich mit den Endkunden vereinbart. In der Vergangenheit und insbesondere auch im Vorjahr 2020 ergaben sich aufgrund der Bindung der Fernwärmepreise an den kurzfristigen Gasmarkt deutlich geringere Fernwärmepreise gegenüber den Versorgungsunternehmen, die eine langfristige Einkaufsstrategie verfolgt hatten. Ein kurzfristig stark ansteigender Gasspotmarkt (wie in 2021) wirkt sich wiederum kurzfristig verteuernd auf die Preise aus. In solchen Marktsituationen profitieren Kunden von Versorgungsunternehmen, welche den Gaseinkauf für die Erzeugung bereits zwei bis drei Jahre vor Anstieg der Preise fixiert hatten. Der Chance von fallenden Preisen steht selbstverständlich immer das Risiko von steigenden Preisen entgegen.

 

zu 2.

 

Die Kostensteigerung beruht rein auf der Position des Börsenpreises Erdgas sowohl im Einkauf der evb als auch im Absatz an die Endkunden.