II. Fragestellung
1. Sind der
Oberbürgermeisterin als Mitglied des Verwaltungsrates weitere aktuell und
konkret geplante Maßnahmen seitens der Wartburg Sparkasse bekannt, die eine
Anpassung an die im o.g. Artikel genannten Gründe (u.a. niedriges Zinsniveau)
bedeuten? Wenn Ja, welche?
2. Kann für das
Geschäftsjahr 2016 ausgeschlossen werden, dass es zu weiteren Filialschließungen
bzw. auch der Schließung von Selbstbedienungsstellen kommen wird?
3. Gab es seitens der
Oberbürgermeisterin im Hinblick auf die o.g. Berichterstattung Gespräche mit
der Sparkassenleitung? Wenn Ja, wann und mit welchem Ergebnis? Wenn Nein, warum
nicht?
4. Wie beabsichtigt die Wartburg Sparkasse in Zukunft auf die anhaltend niedrigen Zinsen und das veränderte Kundenverhalten (Trend zum Internet) über die bereits erfolgten Maßnahmen hinaus zu reagieren?
ich beantworte Ihre Anfrage in Abstimmung mit dem Vorstand der Wartburg-Sparkasse wie folgt:
Zu 1.:
Die in der Thüringer Allgemeine berichteten Veränderungen
betreffen nicht nur die Sparkassen, sondern alle Bankengruppen. Insbesondere
sind auch die Deutsche Bank mit einem bedeutenden Personalabbau, die
HypoVereinbank mit Schließungen von etwa der Hälfte aller Filialen sowie die
Volksbanken betroffen.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des veränderten
Kundenverhaltens wie auch der Zinsentwicklung haben der Vorstand und der
Verwaltungsrat der Wartburg-Sparkasse bereits im Jahr 2013 eine
Umstrukturierung der Sparkasse inklusive einer Anpassung des Filialnetzes zum
1. Januar 2014 beschlossen und bereits erfolgreich umgesetzt. Die eingeleiteten
Maßnahmen haben sich positiv auf die Geschäftsentwicklung der Wartburg-
Sparkasse ausgewirkt.
Damit hat sich die Wartburg-Sparkasse als eine der ersten in
Thüringen auf die sich bereits damals andeutenden Herausforderungen eingestellt
und frühzeitig Anpassungen vorgenommen. Die in der Presse berichteten Maßnahmen
in den anderen Kreditinstituten zeigen heute, dass die Wartburg-Sparkasse damit
weitsichtig gehandelt hat.
Zu 2.:
Im Jahr 2016 werden keine erneuten Anpassungen in der
Filialstruktur der Wartburg-Sparkasse vorgenommen. Dennoch unterliegt das
Filialnetz einer fortlaufenden Betrachtung.
Zu 3.:
Mit dem Vorstand der Sparkasse finden regelmäßig Termine zur Lage
der Branche und der Sparkasse statt. Diese Termine dienen dem Austausch über
alle entscheidenden Themen der Sparkasse mit Auswirkungen auf die
Geschäftsentwicklung. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Eisenach als stellv.
Verwaltungsratsvorsitzende steht somit in engem Austausch mit der
Geschäftsleitung der Sparkasse. (siehe auch Antworten zur Frage 1 und Frage 2)
Zu 4.:
Eine fortlaufende Überprüfung des Geschäftsmodells und den
aktuellen Bedingungen des Marktes zu begegnen sind unumgänglich.
Ein Blick allein auf die demografische Entwicklung zeigt bereits
Handlungsbedarf auf. Die Einwohnerzahl ist in der Wartburgregion in den Jahren
zwischen 2000 und 2010 um rund 8 % zurückgegangen und wird bis 2030 um weitere
rund 19 % abnehmen. Insgesamt findet damit ein Bevölkerungsrückgang von ca.
48.000 Bürgern statt.
Außerdem steigt der Trend zur Online-Nutzung von Dienstleistungen
kontinuierlich. Bereits heute werden rund 80 % des Zahlungsverkehrs
elektronisch abgewickelt. 34 % der Privatkunden und 71 % der Firmenkunden
führen ihre Girokonten inzwischen nahezu ausschließlich online.
Eine Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes
verdeutlicht die Aussage: Während ein Kunde nur durchschnittlich einmal im Jahr
seine Filiale aufsucht, nutzt er hingegen ca. 192 Mal die Sparkassen-App, ist
ca. 108 Mal in der Online-Filiale aktiv und verfügt durchschnittlich etwa 24
Mal jährlich Bargeld am Geldautomaten.
Die Wartburg-Sparkasse reagiert auf diesen Trend und baut ihre
Online-Angebote konsequent aus. Kunden können rund um die Uhr im Onlinebanking
Aufträge erteilen oder Überweisungen vornehmen. Auch Kreditverträge können über
das Internet abgeschlossen werden. Neu eingerichtet wurde ein so genannter
Online-Chat, in dem die Kunden live und direkt kommunizieren können. Ein
spezielles Beratungsangebot außerhalb der regulären Öffnungszeiten sowie die
Möglichkeit, Beratung auch ganz bequem zu Hause in Anspruch zu nehmen, runden
die Angebotspalette der Wartburg-Sparkasse ab. Ab Sommer nächsten Jahres geht
die Internetfiliale 6.0 an den Start. Sie wird sich im Vergleich zum heutigen
Online-Banking noch wesentlich nutzerfreundlicher zeigen.
Dennoch besteht bei den Sparkassenkunden weiterhin der Bedarf an
einer persönlichen Beratung in der Filiale vor Ort. Die räumliche Nähe zum
Kunden wird auch in Zukunft die Stärke der Sparkassen bleiben.
Die Geschäftsentwicklung zum Ultimo September 2015 zeigt ein
leichtes Wachstum im Geschäftsvolumen um 1,2 % gegenüber dem Jahresende 2014.
Dieses Wachstum resultiert erfreulicher Weise aus Zuwächsen in den
Kundengeschäften. So sind die Kredite an Kunden um 7,2 % und die Einlagen von
Kunden um 3,1 % angestiegen. Diese Entwicklung zeigt auf, dass die
Wartburg-Sparkasse ein hohes Kundenvertrauen genießt.
Die Stärke der Wartburg-Sparkasse wird darüber hinaus durch das
Siegel „Beste Privatkundenberatung“ unterstrichen. Aus dem jährlich
stattfindenden regionalen Bankentest, dem sogenannten „CityContest
Privatkundenberatung“, den FOCUS-MONEY und das Institut für Vermögensaufbau
(IVA) AG in Eisenach durchgeführt haben, ist die Wartburg-Sparkasse zum vierten
Mal als Sieger unter acht getesteten Banken hervorgegangen.
Die Wartburg-Sparkasse wird sich auch in den nächsten Jahren verstärkt mit ihrem Geschäftsmodell auseinandersetzen, um sich weiterhin frühzeitig auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfeldes auszurichten. Dies ist keine individuelle Fragestellung der Wartburg-Sparkasse, sondern der gesamten Bankenbranche.