Betreff
Grundsatzbeschluss über die kultur-touristische Ausrichtung der Wartburgstadt Eisenach
Vorlage
0373-StR/2010
Art
Beschlussvorlage Stadtrat

I. Beschlussvorschlag:

 

Der Stadtrat der Stadt Eisenach beschließt:

1.      Die Stadt Eisenach bekennt sich grundsätzlich zu ihrem kulturellen Erbe und definiert sich als Kulturstadt und als das kulturelle Zentrum der Wartburgregion.

2.      Die vom Kulturamt erarbeiteten “Leitlinien für Kultur und Tourismus der Stadt Eisenach 2011 bis 2022” werden zur Kenntnis genommen. Sie unterliegen einer stetigen Fortschreibung und Weiterentwicklung.

3.      Die inhaltliche Begleitung und Kontrolle erfolgt durch das Kulturamt und die EWT. Diese werden ermächtigt, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Kulturtourismus in Eisenach zu intensivieren. Unter Einbeziehung profilbestimmender Akteure und Institutionen der Stadt Eisenach soll so der Kulturtourismus zukunftsorientiert und unter kulturpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten weiter entwickelt werden.

4.      Regelmäßig soll der Oberbürgermeister dem SWKT-Ausschuss über die Fortschreibung und Weiterentwicklung des Arbeitspapieres berichten bzw. Zwischenergebnisse vorstellen.


Begründung:

 

Durch den Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Tourismus wurde das Kulturamt im Herbst 2008 beauftragt, Überlegungen darüber anzustellen, wie durch die Intensivierung des Kultur-Tourismus (hauptsächlich unter Beachtung marketingspezifischer Aspekte), ein wesentlicher Beitrag zur zukunftsorientierten Stadtentwicklung geleistet werden könnte. Da solche Überlegungen allein im Diskurs mit allen und im Zusammenwirken aller Kultur- und Tourismus-Einrichtungen in Eisenach heraus entwickelt werden können, wurde die Arbeitsgruppe ”Kultur-Tourismus” ins Leben gerufen, unter Einbeziehung profilbestimmender Akteure und Institutionen in der Stadt Eisenach, allen voran:

 

·         Wartburg-Stiftung

·         Bachhaus Eisenach gGmbH

·         Lutherhaus Eisenach (Wartburg Verlag GmbH)

·         Thüringer Museum Eisenach

·         Landestheater Eisenach

·         Goethe-Gesellschaft Eisenach e.V.

·         Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH

·         Verein Eisenacher Gästeführer e.V.

·         Verkehrsverein Wartburgstadt e.V.

·         Gewerbeverein Eisenach 1991 e.V.

·         Abteilung Gewerbe der Stadt Eisenach

·         Amt für Stadtentwicklung

·         Referent für Umwelt, Verkehr und Energie der Stadt Eisenach

·         Superintendentur des Ev.-Luth. Kirchenkreises Eisenach-Gerstungen

·         Kulturamt

 

Das Kulturamt hat das Arbeitspapier “Leitlinien für Kultur und Tourismus der Stadt Eisenach 2011 bis 2022” (Anlage) vorgelegt. Dieses Arbeitspapier versteht sich dabei nicht als eine endgültige, abgeschlossene Fassung, sondern soll auch künftig einer stetigen Fortschreibung und Weiterentwicklung unterliegen.

 

Wie im Leitbild ”Eisenach – die Wartburgstadt” formuliert, definiert sich Eisenach nicht nur als starker Industriestandort, sondern auch als Kulturstadt. Die Kultur ist in hohem Maße daran beteiligt, dass Eisenach lebenswert ist. Das kulturelle Bild Eisenachs ist dabei in der Region, im Freistaat, in Deutschland und weltweit vor allem durch die Wartburg als UNESCO-Welterbe und das Bachhaus Eisenach in der Geburtsstadt Johann Sebastian Bachs geprägt. Zusammen mit dem Wirken des Reformators Martin Luther und der Automobilbautradition seit 1898 in Eisenach macht dies den überwiegenden Teil der kultur-touristischen Attraktivitäten Eisenachs aus. Unter diesem kultur-touristischen Oberbau befinden sich zahlreiche kulturelle Kostbarkeiten, die das kulturelle Gesamtbild Eisenachs vervollständigen, vom Landestheater Eisenach über das Thüringer Museum mit Stadtschloss, Predigerkirche und Reuter-Villa bis hin zu den sehr zahlreichen Kultur-Vereinen mit ihrem Veranstaltungsangebot u.v.a.m.

Vielfach wird verkannt, was Kultur leistet und zu leisten vermag. Alle Akteure sind daher aufgerufen, der Kultur das öffentliche, ökonomische und politische Gewicht zu verleihen, das ihr zukommen sollte. Nutzen und Wert der Kulturpotentiale für die Zukunftssicherung der Stadt sind den Kosten gegenüberzustellen. Kultur muss stärker als Investitionsaufgabe behandelt werden. Dieses Postulat gilt umso mehr, da Eisenach auf anderen Feldern sehr viel weniger leistungsfähig ist als in der Kultur.

 

Der Kulturtourismusmarkt umfasst alle Reisen, denen als Reisemotiv schwerpunktmäßig kulturelle Aktivitäten zugrunde liegen. Die kulturelle Angebotspalette der Stadt ist das Hauptmotiv für Eisenach-Touristen. Ausgehend vom Image und Angebot der Stadt ist in Eisenach der touristisch motivierte Reisende in erster Linie der Kulturtourist. Andere Zielgruppensegmente, mit Ausnahme der Wanderer, Radwanderer und Wassertouristiker, sind von eher untergeordneter Bedeutung bzw. überlagern sich mit dem Kulturaspekt. Die Zielgruppe der Kulturreisenden ist die wirtschaftlich interessanteste.

Im Vergleich zu Eisenach, gelingt es den Städten Erfurt, Weimar und Jena als Hochschul- und Universitätsstädte, zusätzlich ein Publikum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen anzusprechen. Über Studenten- und Kleinkunstveranstaltungen, sowie Musikkonzerte international bekannter Künstler und Festivals wird die Nachfrage auch bei jüngeren Gästen erhöht. Im Kontext des gegenwärtigen Wettbewerbs mit den vergleichbaren Konkurrenten in Thüringen und darüber hinaus müssen sich Städte (wie auch Unternehmen), wollen sie erfolgreich sein, auf dem ”Markt” systematisch und Ziel orientiert verhalten. Um die jeweiligen kurz-, mittel- und langfristigen Ziele erreichen zu können, empfiehlt sich die Anwendung spezieller Verhaltensgrundsätze für das Marketing (= Marketingstrategien). Als Marketingstrategie lässt sich eine bestimmte zeitlich festgelegte Verhaltensweise auf dem ”Käufer-Markt” bezeichnen, mit der ein Unternehmen (in diesem Fall die Stadt Eisenach) erfolgreich sein will. 

Das vorliegende Arbeitspapier (Anlage) soll als Diskussionsgrundlage den (mittelfristigen) Zeitraum bis 2022 strukturieren und somit die Wegstrecke bis zum nächsten höchstrelevanten kulturellen und touristischen Markstein (”500 Jahre Reformation 2017” und “500 Jahre Bibelübersetzung 2021”) vorzeichnen. Hieraus sollen dann entsprechende konkrete Marketingstrategien abgeleitet werden, die mittelfristig auch Impulse für die Stadtentwicklung geben sollen. Es ist daher vorgesehen, zentrale Ziele des Arbeitspapiers bei der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes (SEK) zu berücksichtigen.

 


Anlagenverzeichnis:

 

Arbeitspapier „Leitlinien für Kultur und Tourismus der Stadt Eisenach 2011 bis 2022“