Betreff
Bewerbung als Host Town im Rahmen der Special Olympic World Games 2023
Vorlage
0579-StR/2021
Art
Beschlussvorlage Stadtrat

I. Beschlussvorschlag:

 

Der Stadtrat der Stadt Eisenach beschließt:

die Teilnahme am Host Town Program im Rahmen der Special Olympics World Games 2023. In diesem Zusammenhang wird die Stadtverwaltung beauftragt, die Bewerbungsunterlagen (einschließlich Konzept für die Umsetzung) für das Host Town Program zu erstellen und einzureichen.


II. Begründung:

 

Die Special Olympics World Games (SOWG) für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung werden vom 17.6. – 24.6.2023 in Berlin ausgetragen. Aus über 170 Ländern der Welt kommen Menschen zusammen – mit dem übergeordneten Ziel sich für mehr Chancengerechtigkeit für die Zielgruppe der geistig- und mehrfachbehinderten Menschen zu engagieren. Das Sportevent gibt Menschen mit und ohne Behinderung, einschließlich verschiedenen kulturellen Hintergründen die Möglichkeit miteinander ins Gespräch zu kommen (weitere Informationen unter: https://www.berlin2023.org/, Zugriff am 10.2.21).

Bevor die Wettkämpfe beginnen, soll jedes Nationalteam im Zeitraum vom 11.6. – 14.6.2023 in einer Kommune empfangen werden (170 Nationen – 170 inklusive Kommunen). Dies dient sowohl der Akklimatisierung der Teilnehmer*innen der SOWG, als auch dem Kennenlernen des Gastgeberlandes mit seinen verschiedenen Facetten und dem Hineintragen des Themas Inklusion in die verschiedenen Kommunen. Bis zum 31.10.2021 haben die Kommunen die Möglichkeit sich für die Teilnahme am sogenannten „Host Town Program“ zu bewerben. Aufgabe der Host Town ist die Delegationen während ihres Aufenthaltes zu betreuen und mögliche Aktivitäten (z.B. Willkommensfest, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten) zu planen. 

Es handelt sich folglich um einen umfangreichen Abstimmungsprozess, welcher eines Organisationskomitees bedarf oder konkret: für die Organisation sind extra dafür abgeordnetes Personal oder Neueinstellungen erforderlich (mind. 2 Personalstellen). Eine Teilnahme müsste folglich in die Haushaltsplanung 2022 und 2023 inklusive eines Planungs- und Veranstaltungsbudgets einbezogen werden. Denn die Kosten sind von der Kommune selbst zu tragen. Diese können zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht benannt werden, da zunächst der Bewerbungsprozess aussteht.

Inklusion ist ein Querschnittsthema, welches in alle Lebensbereiche von Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur und Gesellschaft (usw.) hineinwirkt. Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 hat sich Deutschland verpflichtet, den darin verankerten Zielen Rechnung zu tragen. Es geht darum, den betroffenen Menschen, entsprechend ihrer Möglichkeiten, Zugang zu unterschiedlichsten Angeboten und Unterstützungsleistungen zu gewährleisten. Aber auch die Sensibilisierung der Gesellschaft für die jeweiligen Bedarfe dieser Bevölkerungsgruppe ist von enormer Bedeutung, um das Thema Inklusion in den Alltag einer jeden Kommune zu integrieren. (Sport-)Vereine können mit ihrer Funktion eine Mittler-Rolle einnehmen und als Treffpunkt für Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung oder Migrationshintergrund auftreten.

Folglich bietet die Teilnahme am SOWG eine sehr gute Möglichkeit das Thema Inklusion in den öffentlichen Diskurs und v.a. in den Alltag der Eisenacher*innen reinzutragen. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass zwar das Thema Sport als Bindeglied fungiert, aber auch die Strahlkraft auf andere relevanten Bereiche (z.B. Bildung, Kultur) berücksichtigt wird.

Der Mehrwert für die Kommune liegt v.a. bei den „weichen Standortfaktoren“. Es geht um Öffentlichkeitsarbeit, wie auch um die nachhaltige Entwicklung von Netzwerkstrukturen im Bereich Inklusion. Die kontinuierliche Beschäftigung mit der Thematik und der damit einhergehenden Sensibilisierung von Teilen der Gesellschaft können zu einer positiven Entwicklung hin zur inklusiven Kommune beitragen. Als zentrale Akteure zu nennen sind u.a. die Kindertageseinrichtungen, die Schulen, Kultureinrichtungen, Sportvereine, der Kreissportbund, die freien Träger, usw.

Das Host Town Programm im Rahmen der SOWG bietet eine hervorragende Möglichkeit Inklusion in der Stadt sichtbar zu machen, aber auch Bestehendes (bspw. im Rahmen von Bauprojekten, Parkplätzen, Sportstätten) zu hinterfragen. Nur auf diesem Weg ist eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Lebensraums Stadt – in diesem Fall Eisenach – möglich.

Es handelt sich hier um eine strategische Entscheidung der Stadt, ob und in welchem Umfang sie dieser Thematik Aufmerksamkeit schenken möchte. Die positive Selbstpräsentation der Stadt - national und international – sowie die Unterstützung und Förderung der Netzwerkstrukturen in diesem Bereich sprechen für eine Bewerbung am Host Town Programm.