Betreff
Anfrage der BfE-Stadtratsfraktion - Zunahme des Bewuchses am Prinzenteich
Vorlage
AF-0303/2023
Art
Anfrage

II. Fragestellung

 

1.      Sind Maßnahmen geplant, um diesen Bewuchs zurückzudrängen bzw. vollständig einzudämmen und zu beseitigen?

2.      Sieht die Verwaltung Möglichkeiten, diesen Bewuchs langfristig und nachhaltig durch entsprechende Maßnahmen bereits im Ansatz zu verhindern?


ich beantworte Ihre Anfrage wie folgt:

 

zu 1. und 2.

Bei der betreffenden Pflanze handelt es sich um Potamogeton natans (Schwimmendes Laichkraut), welches wichtig für die Gewässerökologie ist.

Es beschattet nicht nur den Prinzenteich und vermeidet so die Überhitzung des an sich schon flachen Gewässers im Sommer. Es bietet, wie der Name sagt, optimale Laichplätze für Fische und Jungfischen eine Kinderstube.

Beobachtet man den Bereich, welcher mit Potamogeton natans im Prinzenteich bewachsen ist genauer fällt auf, dass sich dort eine enorme Zahl von Jungfischen der Art Scardinius eryththophthalmus (Rotfeder) befindet.

Diese Fischart ist fischereiwirtschaftlich weniger bedeutend, hat aber gewässerökologisch für den vergleichsweise flachen Prinzenteich eine erhebliche Bedeutung.

Sie kann helfen, den Algenbewuchs im Zaum zu halten und kann so in Zusammenspiel mit der Beschattung von Schwimmblattpflanzen wie dem Laichkraut so die Gewässereutrophierung („Umkippen des Gewässers“) in den Sommermonaten vermeiden. Besonders im Frühjahr kann die Ausbreitung der gefürchteten Fadenalge durch Beschattung gebremst werden.

 

Potamogeton natans hat mehrere ökologische Bedeutungen für den Prinzenteich:

  • Die Pflanze festigt mit dem Rhizom den Teichgrund, was nach den Bauarbeiten sehr wichtig ist.
  • Das Grün reichert das Wasser mit Sauerstoff an, was besonders in Sommermonaten, wie im letzten Jahr zu beobachten war, von höchster Bedeutung für den Fischbesatz ist.
  • Die langen schwimmfähigen Steinfrüchte werden von Wasservögeln gern gefressen.
  • Die Pflanze dient den Larven von Elophila nymphaeta (Seerosenzünsler) als Raupenfutter.

Im Herbst zerfallen absterbende Pflanzenteile sehr schnell, die Pflanze ist aber mehrjährig. Denkbar für den oben genannten Beschattungseffekt wäre auch Nymphaea alba (weiße Seerose), die noch einen zusätzlichen Schmuckeffekt haben würde.

 

Auch ein Röhrichtgürtel ist wichtig und muss sich erst entwickeln.

Ein gewisser Bestand von Arten wie Phragmites communis (gemeines Schilf) und Thypha latifolia (schmalblättriger Rohrkolben) sind wünschenswert und bietet Unterwassertieren, Insekten wie Libellen und auch Wasservögeln Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten. Stockenten haben hier mehr Schutzmöglichkeiten für die Aufzucht der Jungtiere vor den aggressiven invasiven Nilgänsen.

 

Eingriffe in den Pflanzenbewuchs sind aus Gründen der Gewässerökologie in den ersten Jahren nach Bauarbeiten zu vermeiden. Sie sollten nur vorgenommen werden, wenn wirklich die Gefahr des Zuwachsens besteht.  Derzeit sind aber genügend offene Gewässerflächen erkennbar.

Ein aufwändiger Unterwasserschnitt mittels Boots und Teleskopheckenschere ist zwar möglich, aber nur im Ausnahmefall angebracht, denn die abgeschnittenen Pflanzenteile führen durch vegetative Vermehrung zur zusätzlichen Ausbreitung der Pflanzenart.

Diese Arbeiten wären mit eigenen Kapazitäten nicht zu leisten und nur in kostenintensiver Vergabe möglich (siehe hierzu auch das Gutachten von 2020 durch das Büro Brand).

 

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Nutzung des Prinzenteichs durch Bootsbetrieb, welcher in Teilen durch Schwimmblattpflanzen behindert werden kann nicht auf Kosten der Gewässerökologie geht. Es gilt beides im Einklang zu halten.

Ein Eingriff in den Bewuchs zum jetzigen Zeitpunkt wäre derzeit sehr ungünstig für die Gewässerökologie. Insbesondere nach Bauarbeiten, wie beim Prinzenteich geschehen, muss sich erst das ökologische Gleichgewicht einstellen.