II. Fragestellung
1. Wie bewertet die Oberbürgermeisterin die
Versorgungssituation und die Infrastruktur (z.B. Geldautomaten, Ärzte,
Gesundheitsinfrastruktur) im Bereich der Daseinsvorsorge in der Weststadt
während und außerhalb der zeitweisen Schließung des Forums?
2. Ist es der Oberbürgermeisterin möglich,
sich im Rahmen ihrer Wirtschaftskontakte und der städtischen
Wirtschaftsförderung für Übergangslösungen einzusetzen?
Wenn Ja, wie? Wenn Nein, warum nicht?
3. Wie können aus Sicht der
Oberbürgermeisterin besonders ältere und nicht mobile Menschen (welche oft
keine in Eisenach lebenden Angehörigen haben) die Umbauphase als auch ohnehin
die gegenwärtige Versorgungslage im Eisenacher Westen überbrücken oder ihre
eigenen Einkäufe oder den Gang zum Geldautomaten gewährleisten?
4. Welche Maßnahmen können aus Sicht der Oberbürgermeisterin dazu beitragen, dem Stadtteil gleichwertige Lebensverhältnisse im Verhältnis zu anderen Teilen der Kernstadt zu ermöglichen? Zum Beispiel die Versorgung mit Geldautomaten, Lebensmittelversorgung und Ärzte.
ich beantworte Ihre
Anfrage wie folgt:
zu 1.
Der Norma-Markt in
der Kasseler Straße/ Kleine Rennbahn befindet sich etwa 900 Meter vom äußeren
Rand der Großwohnsiedlung Stedtfelder Straße oder des Kleinsiedlungsgebietes
Kirschberg / Ramsberg entfernt. Dies ist keine zufriedenstellende
Nahversorgungssituation. Sie unterscheidet sich jedoch beispielsweise nicht
maßgeblich von der Situation in der Südstadt, wo die Entfernung von Tegut
(Marienstraße) oder Edeka (Johannisplatz) zur Fritz-Koch-Straße, zum
Liliengrund oder zur Bornstraße solche Dimensionen sogar übertrifft. Eine
höhere Versorgungsdichte ist im Lebensmitteleinzelhandel offenbar nicht
unmittelbar marktgängig, zumindest nicht bei der in Thüringer Mittelstädten wie
Eisenach zu erwartenden Kundenfrequenz. Durch eine Neuetablierung eines Marktes
im Bereich des ehemaligen Nahkaufstandortes wird sich die Nahversorgung
insgesamt wieder konsolidieren, hierfür kann leider keine verlässliche
zeitliche Einschätzung erfolgen. Hinsichtlich der ärztlichen Versorgung stellt
sich in der Weststadt keine mir bekannte Sondersituation dar.
zu 2.
Ich habe mich ebenso
wie der übrige Verwaltungsvorstand proaktiv für die Wiederansiedlung einer
Lebensmittelversorgung in der Weststadt eingesetzt. Bilaterale Gespräche haben
z. B. mit REWE, Norma und Aldi stattgefunden, ebenso mit der Saller Group, die
für die Sanierung des Einkaufsparks „Alte Spinnerei“ verantwortlich zeichnet.
Die Gespräche werden fortgesetzt und sind für November 2023 terminiert,
kurzfristige Lösungen sind jedoch nicht zu erwarten. Einerseits wurde über die
zukünftige Einmietung an der Kasseler Straße 79 (ehem. Nahkauf) gesprochen,
aber auch über Standortalternativen in der Weststadt, die aber hinsichtlich von
Lage und Größe für das Nahversorgungsnetz im Sinne des beschlossenen
Einzelhandelskonzeptes neue Problem aufwerfen können.
zu 3.
Ältere und
mobilitätseingeschränkte Menschen könnten in der Umbauphase Lieferangebote
nutzen oder den ÖPNV für Einkäufe oder die Fahrt zum Geldautomaten in der
Einkaufsinnenstadt nutzen, welche in einigen Fahrminuten von der Kasseler
Straße engtaktig erreichbar ist.
zu 4.
Die Standortwahl von
Geldautomaten obliegt einzig den Kreditinstituten und ist
stadtentwicklungsstrategisch ebenso wenig beeinflussbar wie die Lokalisierung
von Arztpraxen. Die Steuerung des Lebensmitteleinzelhandels durch ein
Zentrenkonzept führt erfahrungsgemäß auch nicht zu einem wunschgemäßen
Ansiedlungsverhalten der Marktteilnehmer. Dennoch könnte mit einer baldigen
erfolgreichen Wiederbelebung des Nahversorgungsstandortes an der Kasseler
Straße für insgesamt günstigere Standortrahmenbedingungen gesorgt werden. Daher
werden alle Anstrengungen unternommen, die SWG als Bauherrin an der Kasseler
Straße bei den Bemühungen zu unterstützen, für die Einmietung im Erdgeschoss
einen geeigneten Partner aus dem Lebensmitteleinzelhandel zu finden. Eine
systemische Unterversorgungssituation besteht trotz subjektiven Empfindens im
Vergleich zu anderen Stadtteilen in der Weststadt nicht im Allgemeinen, dennoch
besteht auf Grund des relevanten Wohnumfeldes kein Zweifel an der
Dringlichkeit, im Bereich der Stedtfelder Straße / Am Ramsberg einen
Nahversorgungsstandort mit dem Schwerpunkt Lebensmitteleinzelhandel
baldmöglichst wieder zu besetzen.