II.
Fragestellung
1. Nach meinem Wissen liegt kein Betreibermodell vor, mit dem der kostendeckende Betrieb gewährleistet wird. Ist dem so?
2. Nach meinem Wissen fehlt ebenfalls eine Kosten-Nutzen-Analyse, um überhaupt die Notwendigkeit dieses Projektes für die Stadt beurteilen zu können. Ist dem so?
3. Nach meinem Wissen liegt keine Studie oder Analyse vor, welche Unterhaltskosten nach Bau und Inbetriebnahme jährlich der Stadt, dem Bürger und Steuerzahler durch die Multifunktionshalle kurz- mittel- und langfristig entstehen. Bitte nennen Sie mir konkret kalkulierte Zahlen, ich denke, darauf hat der Bürger ein Recht.
4. Nach meinem Wissen soll die Multifunktionhalle als Schul- und Vereinsport- als auch Veranstaltungshalle genutzt werden. Warum befindet sich im Bauauschuß kein einziger Vertreter aus den Schulen oder Veranstaltungssektor, um deren Wünsche zu berücksichtigen sondern nur ein Vertreter des bezahlten Sports?
5. Nach meinem Wissen fordert der THSV Eisenach den Einbau von VIP Logen. Ist dem so und sollen diese mit Steuergeldern finanziert werden?
ich beantworte Ihre
Anfrage wie folgt:
Gern gebe ich Ihnen Auskunft auf Ihre Einwohneranfrage zum Neubau der
Wartburgarena O1 vom 14.01.2024. Meine konkreten Antworten zu Ihren Fragen
möchte ich mit Ausführungen zu Hintergrund und Bedeutung dieses Projekts für
unsere Stadt und die Region verbinden und habe mir deshalb erlaubt von der
üblichen Form abzuweichen und Ihre Fragen im Zusammenhang ohne Nummerierung zu
beantworten.
Die Stadt Eisenach benötigt dringend Sportstätten für den Schul-,
Vereins- und Wettkampfsport.
Im Zuge der Spiel- und
Sportstättenplanung aus 2014, fortgeschrieben in 2018 und auch in der zur Zeit
in Arbeit befindlichen Sportstättenentwicklungsplanung wurde und wird
dokumentiert, dass in der Stadt ein erheblicher Fehlbestand (> 2000 m²) an
gedeckten Sportstätten besteht. Anbei der Link zu der Fortschreibung aus 2018:
https://www.eisenach.de/fileadmin/user_upload/Rathaus/Satzungen/Stadtrecht/Konzepte/Fortschreibung_SSPL_2018.pdf
Eisenach benötigt deshalb eine Dreifeld-Halle für den Schul-, Vereins-
und Wettkampfsport.
Deshalb plant die Stadt bereits seit Jahren den Neubau einer solchen
Sporthalle, der auf der Prioritätenliste der Einzelmaßnahmen in der Spiel- und
Sportstättenplanung für Eisenach an vorderster Stelle steht.
Darüber hinaus entspricht die größte Sporthalle Eisenachs, die
Werner-Aßmann-Halle, nicht den Anforderungen der 1. Handballbundesliga, in der
die 1. Männermannschaft des ThSV Eisenach in dieser Saison wieder spielt.
Ein Hallenneubau muss deshalb auch den Anforderungen der 1.
Handballbundesliga genügen.
Die Möglichkeit Veranstaltungen durchzuführen, trägt wesentlich zu einer
nachhaltigen und wirtschaftlichen Nutzung bei, weshalb die Halle auch für
Großveranstaltungen geeignet sein soll.
Die Arena wird deshalb für etwa 4.000 Zuschauerplätze ausgelegt.
Die hybride Nutzung der Halle als Schul-, Vereins- und
Wettkampfsporthalle sowie als Veranstaltungszentrum besitzt das Potential der
überregionalen Wirkung und trägt durch Synergiebildungen zur städtebaulichen
Qualitätssteigerung bei.
Darüber hinaus ergeben sich für die Bürger der Stadt Eisenach eine
Vielzahl von neuen Möglichkeiten zur Ausübung von Sport.
Das aufstehende Industriedenkmal „O1“ am Heinrich-Erhardt-Platz ist als
ehemalige Fahrzeugfabrik Eisenach seit mehr als 20 Jahren ohne Nutzung.
In der Projektentwicklung wurde der Ansatz entwickelt, den funktionalen
Neubau der Sport- und Veranstaltungsstätte in den denkmalgeschützten Altbau zu
implementieren.
Dieser Ansatz ermöglicht es, die Außenhaut und damit die historische
städtebauliche Gesamtsituation zu erhalten.
Neben dem denkmalgerechten Erhalt der historischen Gebäudekubatur wird
eine Vielzahl von Aufgaben der Stadtentwicklung gelöst.
Die Industriebrache erhält eine ideale Nutzung und wird Initial für die
Quartiersentwicklung zwischen Eisenbahntrasse und Hörsel.
Ein weiterer Aspekt der städtebaulichen Aufwertung für das
innerstädtische Areal ist die Schaffung einer Verknüpfung zur Innenstadt, die
durch den Bahndamm vom historischen Werksgelände getrennt ist.
Durch besondere Anforderungen an Energieeffizienz, Architektur und
Städtebau erhält das Projekt Modellcharakter.
Durch diese Investition wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um Eisenach
als kulturelles Zentrum, touristisches Reiseziel und Sportstadt weiter zu
etablieren.
Insbesondere in den Bereichen Sport und Kultur, welche die Maßnahme
vereint, liegen enorme Potentiale der gesellschaftlichen und sozialen
Integration.
Aktuell ist der bereinigte und plausibilisierte Kostenrahmen im Stand vom
Frühjahr 2023 maßgebend, welcher die gesamtem Projektkosten mit ca. 42,45 Mio.
€ beziffert.
Das Projekt wird von mehreren Zuwendungsgebern, so der EU, dem Bund und
dem Land Thüringen, gefördert.
Der Eigenanteil der Stadt beträgt dabei rund 6,6 Millionen €.
Das Planungsteam ist angehalten den genannten Kostenrahmen einzuhalten.
Nach der erforderlichen europaweiten Ausschreibung der Architekten-,
Fachplanungs- und Projektsteuerungsleistungen hat sich das Planungsteam
zusammengefunden und seine Arbeit aufgenommen.
Die Ergebnisse jeder Projektstufe werden der Stadt Eisenach als Bauherrn,
den Nutzern aus Schul-, Vereins- und Wettkampfsport sowie den Zuwendungsgebern,
wie EFRE, Bund und Land, zur Prüfung und Freigabe vorgestellt.
Im Frühjahr 2024 erfolgt diese Berichterstattung zur Vor- und
Entwurfsplanung, inkl. Kostenschätzung, mit dem Ziel die Freigabe für die
anschließende Planungsphase zu erlangen, die dann zum Bauantrag führt.
Diese Freigabe durch Zuwendungsgeber, Bauherrschaft und Nutzer ist
Voraussetzung, die Planer mit der nächste Projektstufe zu betrauen.
Da sich das Bauvorhaben noch in einem frühen Planungsstadium und
Entwicklungsprozess befindet, ist die finale Raumgestaltung und -ausstattung
noch nicht festgeschrieben.
Trotz ausgiebiger und intensiver Projektvorbereitung stehen naturgemäß im
jetzigen Projektstatus viele Themen gerade erst oder gar zu einem späteren
Zeitpunkt auf der Agenda der Projektbeteiligten.
Noch viel Arbeit und ein zunehmender Detailierungsgrad erwarten das
Projektteam in den kommenden Monaten und Jahren, bevor die Inbetriebnahme
erfolgen kann.
Erste Überlegungen zum Betreibermodell für die multifunktionale Nutzung
der Arena bestehen.
So verbleibt der Betrieb der Wartburgarena nach derzeitigem Stand übergeordnet
in städtischer Hand.
Ein konkretes Betreibermodell befindet sich in Aufstellung, woran
renommierte Experten für die Erarbeitung solcher Konzepte beteiligt sind.
Über die Ergebnisse daraus kann wahrscheinlich zur Jahresmitte berichtet
werden.
Dem Stadtrat von Eisenach wurden im Jahr 2020 durch Partnerschaft
Deutschland, dem Berater der öffentlichen Hand, umfangreiche
Kosten-Nutzen-Analysen für die Investition in eine Dreifeld-Halle mit bzw. ohne
Handballbundesliga-Standard zur Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt.
In einem neutralen Vergleich von fünf Varianten zur baulichen
Unterbringung einer Dreifeld-Halle im Stadtgebiet erwies sich dabei der Umbau
des Industriedenkmals „O1“ in eine moderne multifunktionale Arena hinsichtlich
fast aller Kriterien als Vorzugslösung, so u.a. bei der Defizitdeckung der
Sportstätten, bei der Stadtentwicklung als auch bei den Folgeeffekten, wie auch
bei den Fördermöglichkeiten.
Lediglich hinsichtlich der Flächenbilanz hatten andere Bauvarianten
Vorteile.
Eine der parallel untersuchten Alternativen war eine reine
Dreifeld-Sporthalle ohne zusätzliche Ausstattungsmerkmale und Zuschauerplätze,
bei der die Investitionskosten mit ca. 17,5 Mio. € veranschlagt wurden, wobei
dann lediglich ein geringer Kostenanteil über die Sportstättenförderung
förderfähig gewesen wäre.
In dieser Analyse von PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH wurden für
alle Varianten die Kosten-Nutzen-Aufstellungen prognostiziert und
gegenübergestellt.
Gerade in diesem Vergleich zeigte die Multifunktionsarena Vorteile für
die Stadt, weshalb seinerzeit der Stadtrat sich für diese Lösung entschied.
Mit der aktuellen Planung wird, wie zuvor beschrieben, im nächsten
Schritt ein Betreibermodell erarbeitet, welches neben den konkreten Baukonstruktionen
und Ausstattungsmerkmalen des Hallenneubaus entscheidenden Einfluss auf das zu
aktualisierende Kosten-Nutzen-Modell hat.
Stadträte und berufene Bürger arbeiten in den städtischen Ausschüssen
generell gemäß Struktur und projektunabhängig zusammen, so auch im
Bauausschuss.
In dieses Gremium sind keine Nutzer des Projekts „O1“ eingebunden.
Alle Ausschüsse der Stadt erhalten in turnusmäßigen Abständen die
Sachstandsberichte durch den Bürgermeister zu laufenden und geplanten Vorhaben.
Wie bereits zuvor erläutert, werden die Nutzer der Arena, Schul- und
Vereinssport wie auch der ThSV, gleichrangig in jeder Projektphase informiert
und beteiligt.
So wurde das zum Planungsbeginn erforderliche Nutzungskonzept zusammen
mit allen Nutzern erarbeitet, erörtert und entschieden, unter Beteiligung der
zuständigen Schulbehörden und bis hin zum Thüringer Ministerium für Bildung,
Jugend und Sport.
Gemäß Anforderungen der 1. Handballbundesliga ist ein VIP-Bereich in
dafür genutzten Sporthallen vorzuhalten, damit auch im Neubau der Wartburgarena
O1.
Für den Ausbau der Logen in der Halle ist eine Kostenbeteiligung durch
die künftigen Nutzer dieser Logen vorgesehen bzw. wird im Logenpreis
inkludiert.