Betreff
Einwohneranfrage - Multifunktionshalle O1
Vorlage
EAF-0154/2024
Art
Einwohneranfrage

II. Fragestellung

 

1.      Nach meinem Wissen liegt kein Betreibermodell vor, mit dem der kostendeckende Betrieb gewährleistet wird. Ist dem so?

2.      Nach meinem Wissen fehlt ebenfalls eine Kosten-Nutzen-Analyse, um überhaupt die Notwendigkeit dieses Projektes für die Stadt beurteilen zu können. Ist dem so?

3.      Nach meinem Wissen liegt keine Studie oder Analyse vor, welche Unterhaltskosten nach Bau und Inbetriebnahme jährlich der Stadt, dem Bürger und Steuerzahler durch die Multifunktionshalle kurz- mittel- und langfristig entstehen. Bitte nennen Sie mir konkret kalkulierte Zahlen, ich denke, darauf hat der Bürger ein Recht.

4.      Nach meinem Wissen soll die Multifunktionhalle als Schul- und Vereinsport- als auch Veranstaltungshalle genutzt werden. Warum befindet sich im Bauauschuß kein einziger Vertreter aus den Schulen oder Veranstaltungssektor, um deren Wünsche zu berücksichtigen sondern nur ein Vertreter des bezahlten Sports?

5.      Nach meinem Wissen fordert der THSV Eisenach den Einbau von VIP Logen. Ist dem so und sollen diese mit Steuergeldern finanziert werden?


ich beantworte Ihre Anfrage wie folgt:

 

Gern gebe ich Ihnen Auskunft auf Ihre Einwohneranfrage zum Neubau der Wartburgarena O1 vom 14.01.2024. Meine konkreten Antworten zu Ihren Fragen möchte ich mit Ausführungen zu Hintergrund und Bedeutung dieses Projekts für unsere Stadt und die Region verbinden und habe mir deshalb erlaubt von der üblichen Form abzuweichen und Ihre Fragen im Zusammenhang ohne Nummerierung zu beantworten.

 

Die Stadt Eisenach benötigt dringend Sportstätten für den Schul-, Vereins- und Wettkampfsport.

Im Zuge der Spiel- und Sportstättenplanung aus 2014, fortgeschrieben in 2018 und auch in der zur Zeit in Arbeit befindlichen Sportstättenentwicklungsplanung wurde und wird dokumentiert, dass in der Stadt ein erheblicher Fehlbestand (> 2000 m²) an gedeckten Sportstätten besteht. Anbei der Link zu der Fortschreibung aus 2018: https://www.eisenach.de/fileadmin/user_upload/Rathaus/Satzungen/Stadtrecht/Konzepte/Fortschreibung_SSPL_2018.pdf

 

Eisenach benötigt deshalb eine Dreifeld-Halle für den Schul-, Vereins- und Wettkampfsport.

Deshalb plant die Stadt bereits seit Jahren den Neubau einer solchen Sporthalle, der auf der Prioritätenliste der Einzelmaßnahmen in der Spiel- und Sportstättenplanung für Eisenach an vorderster Stelle steht.

 

Darüber hinaus entspricht die größte Sporthalle Eisenachs, die Werner-Aßmann-Halle, nicht den Anforderungen der 1. Handballbundesliga, in der die 1. Männermannschaft des ThSV Eisenach in dieser Saison wieder spielt.

Ein Hallenneubau muss deshalb auch den Anforderungen der 1. Handballbundesliga genügen.

Die Möglichkeit Veranstaltungen durchzuführen, trägt wesentlich zu einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Nutzung bei, weshalb die Halle auch für Großveranstaltungen geeignet sein soll.

Die Arena wird deshalb für etwa 4.000 Zuschauerplätze ausgelegt.

 

Die hybride Nutzung der Halle als Schul-, Vereins- und Wettkampfsporthalle sowie als Veranstaltungszentrum besitzt das Potential der überregionalen Wirkung und trägt durch Synergiebildungen zur städtebaulichen Qualitätssteigerung bei.

Darüber hinaus ergeben sich für die Bürger der Stadt Eisenach eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten zur Ausübung von Sport.

 

Das aufstehende Industriedenkmal „O1“ am Heinrich-Erhardt-Platz ist als ehemalige Fahrzeugfabrik Eisenach seit mehr als 20 Jahren ohne Nutzung.

In der Projektentwicklung wurde der Ansatz entwickelt, den funktionalen Neubau der Sport- und Veranstaltungsstätte in den denkmalgeschützten Altbau zu implementieren.

Dieser Ansatz ermöglicht es, die Außenhaut und damit die historische städtebauliche Gesamtsituation zu erhalten.

Neben dem denkmalgerechten Erhalt der historischen Gebäudekubatur wird eine Vielzahl von Aufgaben der Stadtentwicklung gelöst.

Die Industriebrache erhält eine ideale Nutzung und wird Initial für die Quartiersentwicklung zwischen Eisenbahntrasse und Hörsel.

Ein weiterer Aspekt der städtebaulichen Aufwertung für das innerstädtische Areal ist die Schaffung einer Verknüpfung zur Innenstadt, die durch den Bahndamm vom historischen Werksgelände getrennt ist.

Durch besondere Anforderungen an Energieeffizienz, Architektur und Städtebau erhält das Projekt Modellcharakter.

 

Durch diese Investition wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um Eisenach als kulturelles Zentrum, touristisches Reiseziel und Sportstadt weiter zu etablieren.

Insbesondere in den Bereichen Sport und Kultur, welche die Maßnahme vereint, liegen enorme Potentiale der gesellschaftlichen und sozialen Integration.

 

Aktuell ist der bereinigte und plausibilisierte Kostenrahmen im Stand vom Frühjahr 2023 maßgebend, welcher die gesamtem Projektkosten mit ca. 42,45 Mio. € beziffert.

Das Projekt wird von mehreren Zuwendungsgebern, so der EU, dem Bund und dem Land Thüringen, gefördert.

Der Eigenanteil der Stadt beträgt dabei rund 6,6 Millionen €.

Das Planungsteam ist angehalten den genannten Kostenrahmen einzuhalten.

 

Nach der erforderlichen europaweiten Ausschreibung der Architekten-, Fachplanungs- und Projektsteuerungsleistungen hat sich das Planungsteam zusammengefunden und seine Arbeit aufgenommen.

Die Ergebnisse jeder Projektstufe werden der Stadt Eisenach als Bauherrn, den Nutzern aus Schul-, Vereins- und Wettkampfsport sowie den Zuwendungsgebern, wie EFRE, Bund und Land, zur Prüfung und Freigabe vorgestellt.

Im Frühjahr 2024 erfolgt diese Berichterstattung zur Vor- und Entwurfsplanung, inkl. Kostenschätzung, mit dem Ziel die Freigabe für die anschließende Planungsphase zu erlangen, die dann zum Bauantrag führt.

Diese Freigabe durch Zuwendungsgeber, Bauherrschaft und Nutzer ist Voraussetzung, die Planer mit der nächste Projektstufe zu betrauen.

 

Da sich das Bauvorhaben noch in einem frühen Planungsstadium und Entwicklungsprozess befindet, ist die finale Raumgestaltung und -ausstattung noch nicht festgeschrieben.

Trotz ausgiebiger und intensiver Projektvorbereitung stehen naturgemäß im jetzigen Projektstatus viele Themen gerade erst oder gar zu einem späteren Zeitpunkt auf der Agenda der Projektbeteiligten.

Noch viel Arbeit und ein zunehmender Detailierungsgrad erwarten das Projektteam in den kommenden Monaten und Jahren, bevor die Inbetriebnahme erfolgen kann.

 

Erste Überlegungen zum Betreibermodell für die multifunktionale Nutzung der Arena bestehen.

So verbleibt der Betrieb der Wartburgarena nach derzeitigem Stand übergeordnet in städtischer Hand.

Ein konkretes Betreibermodell befindet sich in Aufstellung, woran renommierte Experten für die Erarbeitung solcher Konzepte beteiligt sind.

Über die Ergebnisse daraus kann wahrscheinlich zur Jahresmitte berichtet werden.

 

Dem Stadtrat von Eisenach wurden im Jahr 2020 durch Partnerschaft Deutschland, dem Berater der öffentlichen Hand, umfangreiche Kosten-Nutzen-Analysen für die Investition in eine Dreifeld-Halle mit bzw. ohne Handballbundesliga-Standard zur Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt.

In einem neutralen Vergleich von fünf Varianten zur baulichen Unterbringung einer Dreifeld-Halle im Stadtgebiet erwies sich dabei der Umbau des Industriedenkmals „O1“ in eine moderne multifunktionale Arena hinsichtlich fast aller Kriterien als Vorzugslösung, so u.a. bei der Defizitdeckung der Sportstätten, bei der Stadtentwicklung als auch bei den Folgeeffekten, wie auch bei den Fördermöglichkeiten.

Lediglich hinsichtlich der Flächenbilanz hatten andere Bauvarianten Vorteile.

Eine der parallel untersuchten Alternativen war eine reine Dreifeld-Sporthalle ohne zusätzliche Ausstattungsmerkmale und Zuschauerplätze, bei der die Investitionskosten mit ca. 17,5 Mio. € veranschlagt wurden, wobei dann lediglich ein geringer Kostenanteil über die Sportstättenförderung förderfähig gewesen wäre.

 

In dieser Analyse von PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH wurden für alle Varianten die Kosten-Nutzen-Aufstellungen prognostiziert und gegenübergestellt.

Gerade in diesem Vergleich zeigte die Multifunktionsarena Vorteile für die Stadt, weshalb seinerzeit der Stadtrat sich für diese Lösung entschied.

Mit der aktuellen Planung wird, wie zuvor beschrieben, im nächsten Schritt ein Betreibermodell erarbeitet, welches neben den konkreten Baukonstruktionen und Ausstattungsmerkmalen des Hallenneubaus entscheidenden Einfluss auf das zu aktualisierende Kosten-Nutzen-Modell hat.

 

Stadträte und berufene Bürger arbeiten in den städtischen Ausschüssen generell gemäß Struktur und projektunabhängig zusammen, so auch im Bauausschuss.

In dieses Gremium sind keine Nutzer des Projekts „O1“ eingebunden.

Alle Ausschüsse der Stadt erhalten in turnusmäßigen Abständen die Sachstandsberichte durch den Bürgermeister zu laufenden und geplanten Vorhaben.

Wie bereits zuvor erläutert, werden die Nutzer der Arena, Schul- und Vereinssport wie auch der ThSV, gleichrangig in jeder Projektphase informiert und beteiligt.

So wurde das zum Planungsbeginn erforderliche Nutzungskonzept zusammen mit allen Nutzern erarbeitet, erörtert und entschieden, unter Beteiligung der zuständigen Schulbehörden und bis hin zum Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.

 

Gemäß Anforderungen der 1. Handballbundesliga ist ein VIP-Bereich in dafür genutzten Sporthallen vorzuhalten, damit auch im Neubau der Wartburgarena O1.

Für den Ausbau der Logen in der Halle ist eine Kostenbeteiligung durch die künftigen Nutzer dieser Logen vorgesehen bzw. wird im Logenpreis inkludiert.